Der unaufhaltsame Aufstieg des Kopftuchs oder doch nicht?
4. Dezember 2007 | Von E. S. | Kategorie: Gesellschaft | Keine Kommentare |Jörg Lau, der Betreiber des gleichnamigen Blogs in „Die Zeit“ macht auf einen Zeitungsartikel aus der türkischen Tageszeitung Milliyet aufmerksam. Die Ãœberschrift lautet Jörg Lau’s zu der Studie über die Zahl der Kopftuchträgerinnen in der Türkei: „Der unaufhaltsame Aufstieg des Kopftuchs„. Die Umfrage habe schließlich ergeben, dass innerhalb der letzten vier Jahre sich die Zahl der „Türban“-Trägerinnen sich vervierfacht habe. So würden insgesamt 69,4 Prozent der Frauen ein Kopftuch (im Gegensatz zu 64,2 im Jahre 2003) tragen.
Auf der einen Seite ist es immer wieder schön, wenn deutsche Redakteure und Journalisten über die Türkei berichten. Am interessantesten ist dabei immer der Vergleich der eigenen Gedanken als türkischstämmiger Deutscher und die des Autors über ein bestimmtes Thema. Auf der anderen Seite allerdings führen solche Vergleiche meist zu einer Enttäuschung. So auch hier:
Ich stöbere im Jörg Lau Blog herum und fokussiere meine Aufmerksamkeit auf Ende September und Anfang Oktober 2007. Ich bin auf der Suche nach etwas bestimmtes: Am 28.09.2007 hat nämlich die türkische Tageszeitung „Radikal“ ebenfalls eine Studie über Kopftuchträgerinnen in der Türkei veröffentlicht. Demnach sank die Zahl der Kopftuchträgerinnen in der Türkei von 64,2 % im May 2003 auf 61,4 % im September 2007.
Wieso, weshalb, warum Herr Lau diese Zahlen aus dem Radikal nicht präsentiert hat, mag daran liegen, dass er nicht täglich die gesamte türkische Presselandschaft beobachtet. Es mag auch schlicht daran liegen, dass er es einfach übersehen hat. Unterm Strich jedoch ist festzuhalten, dass Zahlen, die ein bestimmtes Bild über die Türkei bestätigen, ihren Weg in die deutschen Medien finden, während Zahlen, die nicht in den Rahmen passen, ignoriert oder übersehen werden. Ohne Herrn Lau etwas unterstellen zu wollen, muss man leider hinzufügen, dass die Wahl der Ãœberschrift „unaufhaltsamer Aufstieg“ ebenfalls auf ein vorgezeichnetes Bild hindeutet.