Länder-Kultusbehörden: Nichtteilnahme am Schwimmunterricht aus religiösen Gründen sind Einzelfälle
3. September 2007 | Von E. S. | Kategorie: Gesellschaft | 5 Kommentare |Der Interkulturelle Rat in Deutschland hat versucht, die Debatte um den Schwimmunterricht muslimischer Schülerinnen, durch Fakten zu versachlichen. Der Rat fragte die Kultusministerien aller Länder nach ihren Erfahrungen. 14 der 16 Länder antworteten, teils ausführlich. Fazit der Antworten: Von Massenboykott kann keine Rede sein. Bei der Nichtteilnahme am Schwimmunterricht aus religiösen Gründen, so die 14 Ministerien, handelt es sich um „Einzelfälle“. „In aller Regel“, so die Antwort aus Hessen, lassen sich Konflikte auf Schulebene „sinnvoll lösen“. Zahlen über entsprechende Anträge sammeln die Landesministerien zwar nicht, nur Berlin. Dort indes wurden von Oktober 2005 bis Mitte 2007 ganze 19 Anträge erfasst. Alle wurden abgelehnt.
Wir erinnern uns: Die islamkritische Soziologin Necla Kelek, hatte „erhebliche Verweigerungsquoten“ attestiert. Berlins Ex-Bildungssenator Klaus Böger (SPD) sprach seinerzeit von einem „drängenden Problem“ – aber weder er noch Kelek konnten dies mit Zahlen belegen.
Sowohl fehlende Zahlen zum Thema als auch die allgemein unsachlich geführte Debatte führten schließlich dazu, dass alle Muslime erneut mit Argwohn betrachtet wurden. So als würden sie sich etwas erlauben, was rechtswidrig sei. Das Gegenteil ist aber der Fall: Nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts von 1993 ist die Befreiung vom Schwimmunterricht möglich. Allerdings sind hohe Anforderungen daran geknüpft. Zwar dürfen Muslima ab der Pubertät nicht mehr zum koedukativen Sportunterricht gezwungen werden. Dafür müssen sie aber einen schweren Glaubenskonflikt glaubhaft machen. In Schulen allerdings, in denen Schwimmunterricht nach Geschlechtern getrennt angeboten wird, wie es in Baden-Württemberg ab Klasse 7 und in Bayern ab Klasse 5 der Fall ist, kommt eine Befreiung nicht in Betracht und wird selbstverständlich auch nicht beantragt.
Ekrem Senol – Köln, 03.09.2007
[…] Gesetze – sein Blog heisst ja auch Jurblog. In Bruder Ekrams drittem Beitrag geht es um die Schwimmunterricht-Debatte. Der Interkulturelle Rat in Deutschland hat versucht, die Debatte um den Schwimmunterricht […]
Bescheidene Bemerkung : die Debatte wird falsch geführt. Grund ist auf allen Seiten die ständige Verweckslung von Religion und Glauben mit Kultpraxis und mit Kultur. Die engstirnigen Schulbehörden, einige zumindest, meinen, den Glauben der Mädchen brechen zu müssen, und die Mädchen meinen, man wolle ihren Glauben und ihre Religion brechen.
Niemand hat bisher von weiblicher Schamhaftigkeit gesprochen, die in dem einen kulturellen Um- und Bezugsfeld stärker oder anders ausgeprägt ist als in einem anderen. Warum war in der DDR die FKK verbreiteter als in der westdeutschen BRD oder in andalusien ? Die eltern gaben stets den Ton an.
Vor Jahren war schon die Debatte in Deutschland um den Frauenbadetag, wo sich ein Münchner Vorort-Stammtisch durch dummes Geschwätz unrühmlich hervortat. Ich telefonierte damals mit einer deutschen Bekannten und sie fragte, ob es den auch in Frankfurt gäbe, sie sei ein Leben lang mit Begeisterung geschwommen, aber heute geniere sie sich, unter die kraftstrotzenden jungen Männer und Mädchen zu gehen, unter Frauen fühlte sich sich eben unbeschwert. Auch Behinderte wollen sich nicht mit jugendlicher Kraft und vorgeblicher Schönheit messen.
Wenn Mädchen aus einem orientalischen Kulturkreis sich also vor gleichaltrigen Jungen genieren, ist das zu respektieren, und der Schwimmunterricht von Jugendlichen getrennt zu organisieren. In einer Stadt mit mehreren Schulen muss das möglich sein. Ich erinnere mich an ein Trauma meiner Kindheit aus dem Schwimmunterricht, wo mich der Schwimmlehrer, ein muskulöser, selbstbewusster Macho, wegen einer frechen Bemerkung im Nichtschwimmerbecken „tunkte“, und als ich japsend auftauchte,hatte ich die Bnase dierekt vor seiner prallen und deutlich profilierten anatoomie, die mich so ängstigte und beunruhigte, dass ich mir mit heftigem Weinen ein ärztliches Attest zur Befreiung erschlich, wegen angeblicher Plattfüße. Wenn ich in späteren Jahren im Maghreb vormittags beim Vorbeigehen am Hamman schallendes Gelächter hörte, erfuhr ich, dass die Weiber unter sich nicht nur über Häschenwitze lachen.
Ob die Schwimmkunst ein wesentlicher Bildungsinhalt und ein gesellschaftspolitisches Postulat ist, mögen andere beantworten.
Wenn die Mädchen aber aufgrund der freiheitlich-demokratischen Grundordnung gezwungen werden, mit den pubertierenden Jünglingen zusammen zu schwimmen und notfalls von der polizei, nein vielmehr von Polizeibeamtinnen vorgeführt werden, dann müssen auch die Damentoiletten geschlossen werden. Ich habe es persönlich nachgeprüft : die Kloschüsseln sind identisch, also berücksichtigt die Trennung allein das Recht der Frau auf intimität.
Wie bekannt, müssen in den Niederlanden alle Stellen mit dem Vermerk (m/v) ausgeschrieben werden. Da las ich einmal eine Anzeige für einen erfahrenen Dieselmechaniker : „Natürlich sind auch vrouwelijke Bewerberinnen willkommen, sofern sie bereit sind, den Männerabort zu benutzen.“
Anders mag es mit dem Schullandheim sein, wo die Mädchen einen eigenen Schlafsaal haben und eine verantwortliche Lehrerin dabei ist. Da müssen die Eltern ihre Ängste überwinden und Vertrauen haben. Man bedenke auch, nicht ein Regenmantel oder ein Regenschutztuch Gemeinschaftserziehung und Biologie humaine, Sexualkunde, ist die Schule des Respektes und der Tugend.schützt die Tugend der Mädchen, nur die Tugend der Jungen.
[…] ein großes Ausmaß. Die islamkritische Soziologin Necla Kelek, hatte beispielsweise “erhebliche Verweigerungsquoten” attestiert. Berlins Ex-Bildungssenator Klaus Böger (SPD) sprach seinerzeit von einem […]
NIIIEEEMAAALS werde ich das zulassen!
muahahaha!
@ gnagi
Was wollen Sie nicht zulassen? Dass Ihre Tochter am gemeinschaftlichen Schwimmunterricht teilnimmt?
Sind Sie geizig um einen gescheiten ganzkörper Schwimmanzug für Ihre Tochter zu kaufen? Diese sind gerade bei Sportlern sehr beliebt. Auch mit der entsprechenden Schwimmhaube, werden weder Körperpartien noch Haare gezeigt.
Und, es wirkt seriöser als so manche körperbetont bekleideten, in Blick und Verhalten Balzstimmung verbreiteten dafür aber ihr ordnungsgemäßes Kopftuch tragenden Gestalten. Und auch seriöser als die „hungrigen“ männlichen Gestallten, die in jeder weiblichen Natur eine sexuelle Ausbeute sehen.
Meinen Sie nicht, dass es wichtig ist, die Kinder über die Gleichheit der Geschlechter zu erziehen, in dem man sie aufklärt. Besonders die Sparte Schwimmen ist für die körperliche und geistige Entwicklung der Kinder ein wichtiger Sport. Besonders in der Grundschule.
Niemand schreibt vor, dass die Mädchen ein Bikini oder einen knappen Badeanzug tragen sollen!
Übrigens, wenn Sie einen Sohn haben, würde er auch mit knielangen Shorts am Unterricht teilnehmen, oder?