Das erste türkische Privatgymnasium

10. August 2006 | Von | Kategorie: Leitartikel | Keine Kommentare |

startet zum neuen Schuljahr mit bilingualem Unterricht. Für 120 SchülerInnen ist die Unterrichtssprache genau wie an anderen Schulen: Deutsch. „Nichts ist auf Türkisch“, betont Turan Devrim, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins der Schule. „Wir sind eine ganz normale Ganztagsschule.“ Eine Besonderheit gibt es aber doch: Ab der achten Klasse werden die Naturwissenschaftlichen in Englisch unterrichtet. Das Ziel ist es, ein bilinguales Gymnasium für Deutsch und Englisch zu schaffen. „Integration beginnt in jungen Jahren“, sagt Devrim. …

Denn obwohl die Schule ein Internat ist, sollen die Einkommensverhältnisse keine Rolle spielen: „Wir erheben kein Schulgeld und die Internatskosten sind gering“, sagt der Vereinsvorsitzende. Gerade SchülerInnen aus sozial schwachen Familien würden gefördert. Beispiele für Privatschulen, die auf ein bilinguales Unterrichtskonzept setzen, gibt es viele. An der Kölner deutsch-italienischen Ganztagsschule „Italio Svevo“ lernen die 250 Schüler – eine Hälfte ist italienisch und die andere deutsch – parallel auf Deutsch und Italienisch. „Viele italienische Kindern finden sich im deutschen Schulsystem nicht zurecht“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Lucia Bodde. „Aber die Herkunft darf kein Handicap sein.“

Tatsächlich ist der Bedarf an bilingualen Schulen beziehungsweise an der muttersprachlichen Förderung enorm: Von den 2,8 Millionen nordrhein-westfälischen SchülerInnen haben 477.000 einen ausländischen Pass oder kamen als Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion. Die Macher der PISA-Studie sprechen sogar von 880.000 SchülerInnen, die im weiteren Sinne einen Migrationshintergrund haben – das ist fast jedes dritte Schulkind. „Es ist schon erschreckend, dass es in einem Land mit so vielen Einwanderern wie NRW kaum Schulen gibt, die deren Sprachen fördern“, sagt der Kölner Grundschullehrer Spyrus Kostadimos. „An staatlichen Schulen kommen Kinder mit Migrationshintergrund zu kurz.

Quelle: TAZ vom 09.08.2006 (Migration macht Schule)

Ekrem Senol – Köln, 10.08.2006

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