Sind Muslime ein Stück Deutschland, Herr Schäuble?
27. Mai 2006 | Von E. S. | Kategorie: Leitartikel | Keine Kommentare |Wolfgang Schäuble plant eine Premiere: Der Innenminister will die losen Kontakte zwischen dem Staat und dem muslimischen Gemeinwesen in Deutschland verbessern. Ihm schwebt ein zwei- bis dreijähriger institutionalisierter Dialog vor, an dessen Ende ein Gesellschaftsvertrag steht. Der 63jährige wird deshalb eine Deutsche Islam-Konferenz (DIK) ins Leben rufen. Startpunkt soll ein Treffen im Bonner Haus der Geschichte im September sein. Der „Welt am Sonntag“ erzählte der Minister am Telefon, wie er das Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland auf eine neue Grundlage stellen will. …
Seit Jahren geistert eine Zahl durch Deutschland: Um die 32 000 Islamisten soll es bei uns geben. Diese Zahl erschreckt. Bei genauerem Hinsehen aber vermengen sich da die harmlosen knapp 27 000 türkischen Milli-Görüs-Mitglieder mit arabischen fanatischen Dschihad-Predigern. Warum differenzieren Sie nicht?
Schäuble: Die Zahl der Islamisten ist nicht gleichzusetzen mit der Zahl potentieller Terroristen. Aber auch Islamisten sind Grund zur Aufmerksamkeit, weil sie Vorstellungen von staatlicher Ordnung haben, die wir nicht teilen.
Dennoch bleibt in der Öffentlichkeit der Eindruck hängen, 32 000 gewaltbreite Fanatiker seien unter uns. Das ist doch nicht okay.
Schäuble: Diese Schilderung ist übertrieben. Bei der Vorstellung des neuen Verfassungsschutzberichts am vergangenen Montag habe ich ausdrücklich betont, daß Islamisten nicht mit Terroristen gleichzusetzen sind.
Sie haben bei der Vorstellung des Berichts auch gesagt, islamistischer Terrorismus sei die größte Herausforderung. Was ist denn dann der Rechtsextremismus für Sie?
Schäuble: Der Rechtsextremismus ist auch eine große Sorge und Herausforderung. Es ist aber unbestritten, daß die größte Bedrohung für Leib und Leben vom islamistischen Terrorismus ausgeht.
So mancher Dunkelhäutige in Deutschland mag das anders sehen.
Quelle & Volltext: Welt am Sonntag
Ekrem Senol – Köln, 27.05.2006