Parallelgesellschaft in Alemania

22. Mai 2006 | Von | Kategorie: Leitartikel | Keine Kommentare |

Im Stadtteil Oba gibt es die Pasa-Anlage. Hier wohnen nur Deutsche. Weiße Wohnblöcke stehen im Karree. … Am Eingangstor steht: „Für Fremde kein Zutritt.“ Die Immobilienmaklerin Seynan Arabaci sagt, dass die Nachfrage nach solchen Objekten steigt. Interessenten aus Deutschland bestünden immer öfter darauf, nicht mit zu vielen Türken in einem Haus zu wohnen.

Ahmet Algül ist Chefredakteur des Alanya-Boten, einer von drei deutschsprachigen Zeitungen der Stadt. Er sitzt in seinem Büro, das auch seine Küche ist und telefoniert mit dem städtischen Tierheim. Der Direktor des Tierheims teilt mit, dass jetzt ein Erkennungssystem für geimpfte Hunde eingeführt werden soll. „Für die Deutschen ist das wichtig“, sagt Algül. Immobilien, Tiere und Partnerschaftsanzeigen, darum geht es in jeder Ausgabe. „Mehr wollen die Deutschen nicht wissen“, sagt Algül. Er hat mal versucht, etwas über den Islam zu machen. Eine Serie über ein paar Dinge, die man vielleicht kennen sollte, wenn man in der Türkei lebt. Aber das kam nicht an bei den Lesern.

Rainer Korten ist katholischer Pfarrer. Der einzige in der Türkei. Vor einem Jahr hat er als erster ausländischer Geistlicher eine Arbeitsgenehmigung bekommen. Es ging nicht mehr anders. Es waren einfach zu viele Deutsche geworden an der Küste. Es gab Trauungen, Beerdigungen und Taufen, aber keinen Pfarrer. Korten hat schon in deutschen Gemeinden in Korea und Thailand gearbeitet. … Trotzdem war er erstaunt, als er hier anfing. Weil die Deutschen sich so verschließen, weil sie nicht neugierig sind auf die Welt, in der sie leben. „Sie lassen das Land nicht an sich heran. Sie können die Sprache nicht, sie kennen die Kultur nicht, sie wissen nicht, was hier passiert“, sagt er.

Quelle und Volltext: Berliner Zeitung

Ekrem Senol – Köln, 22.05.2006

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