Katholiken kämpfen für das Kopftuch

11. März 2006 | Von | Kategorie: Leitartikel | Keine Kommentare |

Die katholische Kirche bangt um ihren Einfluss auf die Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen: „Unsere Sorge besteht darin, dass in Zukunft die Schule zum religionsfreien Raum werden könnte“, sagte Prälat Dr. Karl-Heinz Vogt gestern bei einer Anhörung des Landtages. Nicht ohne Eigennutz. Er fürchtet, dass das geplante Gesetz zum Kopftuch-Verbot vor Gericht scheitert und als Folge die Symbole aller Religionen in Schulen verboten sind.

NRW plant ein Berufsverbot für muslimische, Kopftuch tragende Lehrerinnen und unterscheidet dabei scharf zwischen muslimischen und christlichen Symbolen. Als Begründung heißt es, das Kopftuch könne den Eindruck hervorrufen, eine Lehrerin trete gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung auf. Christliche Symbole wie die Nonnentracht oder ein Kreuz seien dagegen eine Darstellung abendländischer Kulturwerte.

Ob es dem Staat zusteht, die Symbole verschiedener Religionen unterschiedlich zu bewerten, war unter den Verfassungsrechtlern auf der Anhörung umstritten. Während Ferdinand Kirchhoff darin kein Problem sah, wies Professorin Ute Sacksofsky darauf hin, dass ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum Kopftuch-Verbot in Baden-Württemberg ausdrücklich die „strikte Gleichbehandlung der verschiedenen Glaubensrichtungen“ fordert.

Dr. Johannes Rux geht davon aus, sollte der Gesetzesentwurf angenommen werden, dass mit Klagen zu rechnen sei und hofft darauf, dass die Gerichte sich dann hoffentlich auch zu der Frage äußern werden, wie eine Lehrerin zur Ehrfurcht vor Gott (Art. 7 Abs. 1 NRW-Verfassung) erziehen soll, wenn sie selbst dazu verpflichtet ist, ihre eigenen religiösen Überzeugungen zu verbergen.

Ekrem Senol – Köln, 11.03.2006

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