Migranten in Deutschland. Statistiken – Fakten – Diskurse

3. April 2007 | Von | Kategorie: Gesellschaft | Keine Kommentare |

In Sachen Migration ist hierzulande alles klar: Die Migranten, zumal jene türkischer Herkunft, haben Probleme, und zwar seit 30 Jahren die gleichen. Sie sprechen nicht genügend Deutsch, sie leben in so genannten Parallelgesellschaften, und in den Familien werden Frauen unterdrückt. Dass Migranten benachteiligt sind, das bestreitet wohl niemand, doch ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bevölkerung, der Medieneliten und der politischen Klasse findet: Schuld sind sie selbst. Wenn man allerdings einen Blick wirft auf die Forschung zu Migration, dann ergibt sich ein anderes Bild. (Quelle: TAZ)

Der thematische Fokus dieses Buches liegt auf dem eher ablehnenden als umarmenden Umgang dieses Landes mit der arbeitsbezogenen Migration in der Nachkriegszeit, mit den Kindern und Enkelkindern der „Gastarbeiter“, aber auch mit den neuen Zugewanderten und ihren Nachkommen. Besonderes Augenmerk wird auf ihre Situation in der Schule und auf dem Arbeitsmarkt gelenkt. …

Wie die Statistiken zeigen, schneiden die Migrantenkinder in der Schule und auf dem Arbeitsmarkt schlechter ab als ihre deutschen Pendants. Schon die Einschulung ist für überdurchschnittlich viele migrantische (Enkel-) Kinder im Westen Deutschlands problematisch. Sie werden eher zurück in den Kindergarten oder in Sonderklassen gesandt. Später werden sie disproportional häufig auf Sonder- und Hauptschulen sowie in zukunftsarme Berufsausbildungszweige weitergeleitet. Obwohl v.a. die quantitative Mainstream-Forschung behauptet, dass dies an Defiziten der Migrantenkinder und ihrer Eltern liegt, gibt es gute Gründe, diese Behauptung kritisch zu hinterfragen. …

Untersucht man den Zugang der neu Zugewanderten zum Arbeitsmarkt, stellt sich heraus, dass das Vorranggesetz zwischen ihnen und der Arbeit eine fast unüberwindbare Barriere errichtet. Ein genauerer Blick ergibt, dass sie zusätzlich die Hürden der Titel- und Arbeitserfahrungsanerkennung bewältigen müssen. Obwohl es den Migranten(enkel-)kindern auf dem Arbeitsmarkt besser ergeht als noch ihren (Groß-)Eltern, sind sie – verglichen mit ihren deutschen Counterparts – immer noch weitgehend „benachteiligt“ – um den Lieblingsfachbegriff der Mainstream-Forschung zu verwenden. … (Quelle: Deutsches Fachbuch)

Auch empfehlenswert: Rassismuserfahrungen in der Jugendhilfe – Eine empirische Studie zu Kommunikationspraxen in der Sozialen Arbeit

Ekrem Senol – Köln, 03.04.2007

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