Soziale Mischung – Königsweg für die Integration?
12. August 2008 | Von E. S. | Kategorie: Gesellschaft | Keine Kommentare |Einer Studie des Bundesverbands für Wohneigentum und Stadtentwicklung e. V. (vhw) zufolge ist in Deutschland damit zu rechnen, dass der Segregationsgrad in vielen Städten zunehmen wird.
Die Umstände, die diese Tendenz befördern, seien unter anderem Heterogenität der Werte- und Lebenswelten, ethnische Vielfalt, sozialhierarchische Polarisierung, teilweise entspanntere Wohnungsmärkte, hoch entwickelte Mobilität sowie beträchtliche Abgrenzungs- und Abschottungstendenzen. Folge dieser sozialen Segregation sei eine soziale Polarisierung der Wohnstandorte und eine zunehmend weniger integrative Stadtgesellschaft.
Segregation gehe dabei insbesondere von den Haushalten aus, die über ausreichende – finanzielle – Wahlfreiheit verfügten, sich Wohnung und Wohnumfeld auszusuchen. Je moderner der Lebensstil, desto weniger biete das Wohnquartier einen Identifikationsraum. Das bedeutet, dass Integrationsarbeit sich nicht allein am Wohnstandort selbst orientieren darf und ein geografisches Miteinander von sich aus noch kein soziales Miteinander mit sich bringt. Das „Nebeneinander“ in der Stadt bedeute im Ergebnis, dass eine soziale Mischung der Wohnstandorte als stadtentwicklungspolitisches Ziel der Integration an seine Grenzen stößt.
Vielmehr bedürfe es dafür des Engagements jenseits von Stadtteillogiken und Quartiersgrenzen, wie etwa die – ehrenamtliche – Mitarbeit in einem soziokulturellen Zentrum oder eine Kontaktbörse für berufliche Kompetenzen und Kontakte.
Eine andere Studie der Gesellschaft aus dem letzten Jahr zeigt, dass Quartiere an sich für viele keine direkte Bindungskraft mehr besitzt, da gerade eine solche Partizipation im Stadtteil für viele kein Thema ist. Dabei sei die gesellschaftliche und soziale Teilhabe im Stadtteil nicht nur eine Chance zur kreativen baulichen Gestaltung, sondern auch eine Chance zur sozialen Integration.
Im Bezug auf die Migranten zeigt die Studie, dass es ein wesentlich differenzierteres Bild der Migranten gibt als bisher bekannt war. Identifiziert wurden insgesamt acht Migranten-Milieus:
- das Religiös-verwurzelte Milieu,
- das Traditionelle Gastarbeitermilieu,
- das Statusorientierte Milieu,
- das Entwurzelte Flüchtlingsmilieu,
- das Intellektuell-kosmopolitische Milieu,
- das Multikulturelle Performermilieu,
- das Adaptive Integrationsmilieu und
- das hedonistisch-subkulturelle Milieu.
Die große Mehrheit der befragten Migranten plädieren der Studie zufolge für die Integration in die Aufnahme-Gesellschaft, allerdings ohne die eigenen kulturellen Wurzeln zu vergessen. Es bestehe ein hohes Interesse an Integration, insbesondere in Bezug auf die Bildungs- und Berufschancen der Kinder.
Hier die Pressemitteilung vhw über die Studie als PDF-Dokument.