Zu Fachkräften und Lehrern mit Migrationshintergrund liegen keine Daten vor
9. September 2009 | Von E. S. | Kategorie: Leitartikel, Politik | Keine Kommentare |Zu Fachkräften und Lehrern mit Migrationshintergrund in Kindertagesstätten und an Schulen liegen keine Daten vor. Dies ist die Antwort der Landesregierung in Sachsen-Anhalt auf eine Kleine Anfrage (KA 5/6924) der Abgeordneten Eva von Angern (Die Linke), die sich nach dem Personal an Kindergärten und Schule erkundigt.
Zwar werde in Sachsen-Anhalt, so die Landesregierung, der verstärkte Einsatz mehrsprachiger Erzieherinnen und Erzieher angestrebt, um neben der deutschen Sprache auch die Mehrsprachigkeit zu fördern; die Pflege der Herkunftssprache zu unterstützen und Möglichkeiten der kulturellen Vielfalt stärker zu nutzen. Doch könne wegen der fehlenden Daten zu den Fachkräften mit Migrationshintergrund keine Aussagen getroffen werden.
Diese Antwort zeigt exemplarisch den gegenwärtigen Standpunkt in Deutschland. Zum Integrationsland ist es noch ein weiter Weg. Nicht selten werden parlamentarische Anfragen auf Bundes- und Landesebene in Bezug auf Menschen mit Migrationshintergrund mit Verweis auf fehlende Daten und Zahlen unbeantwortet gelassen. Dies zeigt, dass die deutsche Integrationspolitik nach wie vor in den Kinderschuhen steckt und mehr von Schein als Sein geprägt ist.
So wichtig und richtig die ersten Schritte mit dem Integrationsgipfel und der Deutschen Islam Konferenz auch waren, so wichtig ist es auch, Instrumente zu schaffen, mit denen man die wohlformulierten guten Vorsätze auf Bundesebene in die Länder und Kommunen transportiert – dorthin, wo Integrationspolitik letztendlich seinen Niederschlag finden muss.
Mit Datenerhebungen zu Schulabgängerquoten von Schülern mit Migrationshintergrund allein erscheint Integrationspolitik nicht glaubhaft. Migrantenkinder sprachlich zu fördern, ist nur eine Seite der Medaille. Zur Integrationsarbeit gehört es aber auch, Lehrer und Fachkräfte mit Migrationshintergrund zu beschäftigen und dies so lange voranzutreiben, bis eine dem Bevölkerungsanteil angemessene Beschäftigungsquote erreicht ist.
So selbstverständlich die Landesregierung von Sachsen-Anhalt in derselben Anfrage Daten zu weiblichen und männlichen Lehrern und Fachkräften liefert, genauso selbstverständlich muss es sein, die Quoten von Lehrern und Fachkräften mit Migrationshintergrund zu liefern, mit denen man in der Lage ist, die integrationspolitischen Maßnahmen zu messen.
So vermittelt man nicht nur Glaubwürdigkeit, sondern schlägt auch gleich die zweite Fliege mit einer Klappe: Spätestens seit der Studie „Förderunterricht für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund“ wissen wir, dass Schüler, die sprachlich und fachlich von Förderlehrern mit gleicher ethnischer Herkunft unterstützt wurden, ihre Leistungen deutlich verbessern konnten.
Wer nun einwendet, in Sachsen-Anhalt sei der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund sowieso gering und eine solche Datenerhebung nicht so wichtig, dem sei gesagt, dass das kein Kontra-Argument ist, im Gegenteil. Wenn wir aus den Versäumnissen vergangener Jahrzehnte etwas gelernt haben sollten, dann das, dass man handeln und Maßnahmen ergreifen muss, bevor es zu spät ist.