Mor Gabriel? Darum geht’s nicht!

19. Mai 2009 | Von | Kategorie: Leitartikel, Politik | 7 Kommentare |

Die Geschichte um den Rassismus-Vorwurf gegen den türkischen Generalkonsul Hakan Kivanc entwickelt sich immer mehr zu einer Farce und gefährdet die Rettung des Klosters „Mor Gabriel“.

Die Vorgeschichte
Kivanc wurde durch eine Pressemitteilung der „Initiative Mor Gabriel“ vom 25. April 2009 von zwei Vertretern der „Initiative Mor Gabriel“ beschuldigt, am 22. Februar 2009 in einem Gespräch rassistische Äußerungen von sich gegeben zu haben. Am 28. April 2009 gab Hakan Kivanc eine Klarstellung ab und wies die Vorwürfe zurück. Die Vertreter der Mor Gabriel-Initiative gaben in der Folgezeit eine eidesstattliche Versicherung ab.

Das Kloster Mor Gabriel in Midyat/Türkei

Das Kloster Mor Gabriel in Midyat/Türkei

Darin soll laut CDU/CSU-Fraktion folgendes stehen:

„Die Deutschen, so fuhr der Generalkonsul Kivanc fort, würden, wenn sie es könnten, allen aus der Türkei ein „T“ tätowieren und ihnen das gleiche antun, was sie während der Nazidiktatur den Juden angetan haben. Den Deutschen sollten wir nicht vertrauen.“

„Die Türkei sei die einzige Schutzmacht, die alle Türken in Deutschland schützen würde. Wenn man den Deutschen die Pulsadern aufschneiden würde, würde bei ihnen braunes Blut fliessen.“

Damit sahen Hans-Peter Uhl (CSU) und Kristina Köhler (CDU) die Behauptungen gegen Hakan Kivanc bereits als „manifest“ an und forderten am 6. Mai 2009 das Auswärtige Amt auf, den Abzug des türkischen Generalkonsuls zu fordern. Der türkische Generalkonsul sei nicht mehr tragbar.

Am 8. Mai 2009 wollten Reinhard Grindel und Kristina Köhler (beide CDU) von der Bundesregierung wissen (Drucksache 16/12922), welche Erkenntnisse der Bundesregierung in dieser Angelegenheit vorliegen und was sie gedenkt, zu tun.

Staatsministers Gernot Erler beantwortete die Fragen der beiden CDU-Politiker am 13. Mai 2009 folgendermaßen: „Das Auswärtige Amt stand hierzu in hochrangigem Kontakt mit der türkischen Seite und hat ihr das große öffentliche Interesse an der Angelegenheit mit Nachdruck erläutert. Es wurde Übereinstimmung erzielt, dass eine schnelle Beilegung der Sache im gemeinsamen Interesse liege. Das türkische Außenministerium hat den Generalkonsul am 11. Mai 2009 mit sofortiger Wirkung beurlaubt“ (Plenarprotokoll 16/221).

Vom 13. bis 15 verkündeten deutsche Zeitungen einheitlich, dass der türkische Generalkonsul wegen Rassismus-Vorwürfen mit sofortiger Wirkung abberufen wurde. Die türkische Botschaft in Berlin allerdings dementierte die zwangsweise Beurlaubung Kivancs. Gegen den Konsul Kivanc seien keinerlei Maßnahmen eingeleitet worden. Er würde zurzeit lediglich seinen regulären Urlaub begehen. Die deutsche Presselandschaft zog es vor, über die Mitteilung der türkischen Botschaft nicht zu berichten.

Keinen Gefallen getan
Ob Kivanc sein Amt nach seinem Urlaub – wie auch immer dieser zustande gekommen sein mag – wieder antritt oder nicht, ob die Vorwürfe stimmen oder nicht, Fakt ist: Die Initiative Mor Gabriel hat sich selbst keinen Gefallen getan und seinem Selbstzweck – die Rettung des Klosters – geschadet. Selbst wenn diese Äußerungen gefallen sein sollten, hätten die Verantwortlichen größten Wert darauf legen müssen, die Angelegenheit nicht öffentlich zu machen, um eine Eskalation und Konfrontation mit ihrem Gesprächspartner – der Türkei – zu vermeiden, zumal die Äußerungen Kivancs mit den Zielen der Initiative in keinem Zusammenhang stehen. So haben sie sich in ein Abseits manövriert. Gespräche mit türkischen Verantwortlichen dürften der Vergangenheit angehören.

Auch politische Parteien in Deutschland sorgten dafür, dass Mor Gabriel immer mehr zu einem Politikum wird. Die Fraktionen CDU/CSU, SPD und FPD forderten am 6. Mai 2009 die Bundesregierung auf (Bundestagsdrucksache 16/12866), den EU-Beitritt -Türkei-Joker ziehen, um die Türkei unter Druck zu setzen. Die Grünen (Bundestagsdrucksache 16/12867) und die Linke (Bundestagsdrucksache 16/12848) hingegen brachten jeweils einen nahezu inhaltsgleichen eigenen Antrag auf den Weg , verzichteten aber auf eine Instrumentalisierung der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei; sie klammerten diesen Aspekt aus – immerhin.

Worum geht’s?
Mor Gabriel, gelegen im Distrikt Midyat, Provinz Mardin, der Republik Türkei, ist eines der ältesten christlichen Klöster weltweit. Wahrscheinlich 397 nach Christus gegründet, stellt es heute als eines der letzten intakten christlichen Klöster das geistliche und kulturelle Zentrum syrisch-orthodoxer Christen in Südostanatolien dar. Damit gehört das Kloster zum kulturellen Erbe der Türkei und sie zu schützen und zu bewahren liegt vor allem im Interesse der Türkei.

Dies erkannt, hatte sich der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan während seines Deutschlandbesuchs Mitte April 2009, nach Informationen die der MiGAZIN-Redkation vorliegen, persönlich um eine Beilegung der langwierigen Streitigkeiten um das Kloster eingesetzt (MIGAZIN berichtete). Die laufenden Gerichtsverfahren sollten durch die Rücknahme der Anträge der türkischen Seite beendet und die Zukunft Mor Gabriels gesichert werden. Diesem Schritt Erdogans waren viele mühselige aber sachliche Gespräche vorausgegangen. Auf einer vernünftigen Basis wurde die Problematik so lange erörtert, bis ein Konsens gefunden wurde.

Aber: Sowohl die öffentliche Schlammschlacht der „Initiative Mor Gabriel“ gegen den türkischen Generalkonsul als auch die EU-Keule der CDU/CSU, SPD und FDP, dürften den türkischen Verantwortlichen kaum gefallen haben. Zumal fraglich sein dürfte, ob die CDU/CSU überhaupt in der Lage ist, mit den EU-Beitrittsverhandlungen zu drohen, wenn sie den EU-Beitritt ablehnt.

Die Verantwortlichen der Initiative und nahezu die gesamte Parteienlandschaft haben kurz vor den Zielgeraden noch dafür gesorgt, dass die Rettung Mor Gabriels in Gefahr geraten ist. Insbesondere die ständige und gebetsmühlenartige Drohung deutscher Politiker mit dem EU-Beitritt bei jeder sich bietenden Gelegenheit, als handele es sich um ein chronisch anhaftendes Übel, führt in der Türkei zunehmend dazu, dass man gereizter reagiert. Bleibt zu hoffen, dass die Türkei die Contenance bewahrt und sich von der eigentlichen Sache – Mor Gabriel – nicht ablenken lässt.

Kommt es allerdings zu einer „jetzt-erst-recht-nicht-Reaktion“ der Türkei oder ein Kräftemessen zwischen beiden Ländern, dürften die im Kloster lebenden zwei Mönche, ca. 13 Nonnen, die Familien dreier Lehrkräfte, weitere Mitarbeiter und die ca. 40 Kinder und Jugendliche, die großen Verlierer sein – mal abgesehen davon, dass mit Mor Gabriel ein Stück Weltgeschichte verlorengehen wird.

Die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei hingegen werden weiter geführt werden. Auch die Beziehung zwischen der Türkei und Deutschland wird – egal wer das Amt des türkischen Generalkonsuls in Düsseldorf auch bekleidet – gut bleiben. Worum geht’s also?

Info: Die Initiative Mor Gabriel, die sich für den Erhalt des bedrohten christlichen Klosters Mor Gabriel in der Türkei einsetzt, ist ein Zusammenschluss folgender Vereine: Föderation der Aramäer in Deutschland e.V., Zentralrat der Armenier in Deutschland e.V., Alevitische Gemeinde Deutschland e.V., Verband der Vereine der Griechen aus Pontos in Europa e.V., Komkar – Verband der Vereine aus Kurdistan e.V., Föderation der Dersim Gemeinden in Europa e.V., Bund der alevitischen Jugendlichen in Deutschland e.V.

7 Kommentare
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  1. Bei den Reaktionen sieht man die Farbenblindheit mancher User im Internet. Jeder Beitrag der die Türkei, den Türken, den Islam auseinander nimmt und ihn grenzenlos kritisiert, wird gnadenlos zerpflückt, und mit dem Credo des Islamisten, des türkischen Nationalisten oder auch schon mal des türkischen Faschisten belegt oder zumindest an dessen Rand gedrängt – Hauptsache irgend ein Krümel einzeln Partikels von Dreck bleibt bei dem Autor dann übrig. Auch selbst, wenn derartiges nicht vorgefallen sein sollte und auch ist!

    Überdies ist es dann umso trauriger, wenn man weiß, dass gerade Hitler der eigentliche der Erfinder des Faschismus ist! In der neuesten Ausgabe des „DER SPIEGEL“ werden die Hilfs-Schergen dieses brutalen und bösartigen Systems aus Deutschland offen benannt. In fast jedem einmarschierten Land des Abendlandes fanden sich viele überaus freudige freiwillige Helfer und Diener des braunen Sumpfs. Einzig in der Türkei gab es so etwas nicht. Das Leid, was ihr der Welt angetan habt kann nie vergessen werden! Warum dann gerade wir dann so betitelt werden ist nicht nur unverschämt, sondern auch absolut nicht mehr nachvollziehbar!

    Herr Ekrem hat bei diesem Artikel nicht einmal den türkischen Staat und seine Regierung weder positiv dargestellt noch benannt. Dazu muss man auch kein Germanist sein, um es zu verstehen!

    „Ganz aktuell ist auch der Fall, der hier nachzulesen ist:
    Kein Mitspracherecht islamischer Religionsgemeinschaften bei Lehrstuhlbesetzung in Münster…“

    Quelle: http://www.migazin.de/2009/05/20/kein-mitspracherecht-islamischer-religionsgemeinschaften-bei-lehrstuhlbesetzung-in-munster/

    Wir erinnern uns auch an den gleichen Herrn Pinkwart, der auch der Initiator war, der seine Grausamkeit und Rufmordattacken, an Herrn Sen sein Unwesen statuierte!

    Aber auf der anderen Seiten darf dann kein Lehrstuhl für christliche oder jüdische Religionslehren ohne die Stimmen der Kirchen oder der des Groß-Rabbi besetzt werden (Siehe auch die Diskussion um die Uni Eichstätt in Bayern)! Welches Maß wird hier nur von dem vermeintlich neutralen deutschen Staat nur angesetzt? Ein Mitspracherecht von Millionen Muslimen in Deutschland bestimmt der politisch nunmehr einseitig gewordene deutsche Staat – eigentlich die nicht mehr neutral geblieben deutschen Politiker!

    Denken wir da nur an die Protestmärsche und Petitionen aus der deutschen Bevölkerung, die in nicht mehr hinnehmbarer Weise vornehmlich gegen türkische Muslime wettert.

    Natürlich sind sich deutsche Politiker nicht in ihrer Schuld dafür bewusst, was sie so Jahrzehntelang so angerichtet haben, um nur auch die Stimmen von ansonsten verlorenen gegangen Wählerstimmen einzuheimsen. Dabei aber hinterließen sie und hinterlassen Sie immer noch fleißt eine verbrannte Erde. Die Ausgeburten und negativen Früchten beginnen nun zu reifen!

    Dazu nun der jüngste Verfassungsschutzbericht:
    „Verfassungsschutzbericht 2008 – Rechtsextremistische Kriminalität auf Rekordhoch…“

    Quelle: http://www.migazin.de/2009/05/20/verfassungsschutzbericht-2008-%e2%80%93-rechtsextremistische-kriminalitat-auf-rekordhoch/

    Vorangekündigt und damit nichts neues auch das „Thüringer Monotoring“ von 2008, eine Erhebung, die von der Universität Jena – im Auftrag der Landesregierung – jährlich erhoben wird. Hier ist dann die Tabelle auf der Seite 78 sehr eindrucksvoll, denn die beiden Spalten zeigen ganz unten: „+: stimme eher zu“ mit 13 Prozent und die Spalte: „++: stimme völlig zu“ mit 4 Prozent zusammengezählt ergeben 17 Prozent der Befragten gegen eine Diktatur nichts einzuwenden hätten ihn sogar begrüßen würden!

    Nun auch 60 Jahre nach der Befreiung von der Nazi-Diktatur bekennen und sympathisieren sich Menschen in Deutschland mit etwas unmöglichem. Das muss doch einem zu denken geben!

    Den Politikern fällt dann dazu auch nichts anderes mehr ein als in ihrer Hetzte insbesondere gegen die Türkei und alles Türkischem und im Nebensatz auch den Islam anzugehen und noch radikaler zu sein! Es ist aber auch damit ein Offenbarungseid.

    Man will Feuer mit Feuer bekämpfen und zündelt fleißig weiter. Es ist ein in zweierlei Hinsicht gesehener billiger Populismus. Zum einen ist auch klar, man kennt ja auch schließlich auch nichts anderes, als gegen Türken bloßzustellen und sie in ihren Rechten vorzuenthalten; und zum anderen hat es sich immer schon gezeigt, dass wir nicht nur pflegeleicht sind, sondern auch, dass wir so genügsam und träge sind, dass wir gerne den Sandsack abgegeben haben, ohne, dass deutsche Politiker je etwas zu befürchten hatten, weder von hier noch von der Türkei! Wir haben in all den Jahrzehnten uns mit dieser höchstfragwürdigen Rolle des Opferlamms abgegeben, um ja bloß nicht aufzufallen.

    Kein Mensch nimmt uns wirklich ernst, weder hier in Deutschland noch in Europa! Aber auch die Türkei hatte sich – bis auf Erdogan – ernsthaft damit sorgen müssen. Jede der vergangen Regierungen hatte sich mit der Rolle des Außenseiters, des Underdogs abgefunden. Selbst Özal stummte, als man ihm mit ein paar Deutschmarks abspeiste, damit er seine neoliberale Ausverkaufspolitik durchbringen konnte!

    Im Regen und völlig alleine gelassen wurden die in die Diaspora ausgesandten Millionen Melkkühe. Zeitweise war der türkische Staat sogar am Rande eines ökonomischen Kollapses, wenn die Transferleistungen der Auslands-Türken nicht das schlimmste verhindert hätten! Heute begegnen wir jungen Landsleuten an deutschen Universitäten, die die hiesigen „Gastarbeiter“ ähnlich verunglimpfen, wie ihre deutschen Kommilitonen, und vergessen dabei, dass es ohne die innig geschassten sie nicht einmal das Recht hätten hier studieren zu dürfen, weder rechtlich noch materiell. Ganz koscher sind nämlich das Vermögen ihrer Eltern, auch nicht immer zustande gekommen! Aber auch die unflätigen und herablassenden Äußerungen in der Heimat gegenüber, vornehmlich deutschen Touristen über uns im Ausland gelandeten Schmuddelkinder der türkischen Nation sind beschämend! Man sägt also gern den Ast ab auf dem man so unbedarft sitzt, könnte man nun vermuten.

    Nun, aber auch Vertreter von bezahlten NGO´s leisten ihr übriges, um unseren rechtlichen Stand und unser aller Ansehen reichlich zu schmählern! Dabei haben Minderheiten wirklich mehr Schutzrechte als wir als türkische Minderheit je haben könnten!

    Deshalb ist es völlig abwegig gerade uns der Religionsunterdrückung und anderer unhaltbaren Vorwürfe immer wieder das alles Gebetsmühlenartig vorzuwerfen, bis wir wohl dann vielleicht doch, hoffentlich natürlich nicht, dann die doch noch letztlich Nerven verlieren und euch alle aufmüpfigen und offen von außen gelenkten Minderheiten und deren Rädelsführer postwendend gen Deutschland zuschicken! Da bin ich aber doch wirklich gespannt, wie man euch alle dann hier aufnehmen wird!

    Seit 01.01.2000 versucht nämlich der deutsche Gesetzgeber gerade und insbesondere türkische Staatsbürger gezielt z.B. von einer doppelten Staatsbürgerschaft uns gezielt und vorsätzlich auszunehmen. Man hat sogar die anfänglich vorgegaukelte Sippenhaft der deutschen Bevölkerung im Jahre 2007 aufgehoben und 2009 sogar diesen Tatbestand indirekt zum Geburtsrecht eingeführt, und wieder wurden nur wir davon ausgespart. So etwas ist nur noch mit dem Vorwurf des Rassismus belegbar! Aber das ficht ja euch Gutmenschen nicht das Geringste an, weil ihr das euch alles ja auch innig wünscht! Der Rechtsstaat hört bei türkischen Staatsbürgern in Deutschland auf! Selbst deutsche Gerichte sind mit in diesem Bund eingeschlossen. Man will nicht einmal das offene Unrecht in Gesetze gegossen erkennen! Und vergleicht Äpfel mit Birnen!

    Man ging auch daran seit dem Jahre 2000 über 50.000 Menschen über Nacht die deutsche Staatsbürgerschaft wieder abzunehmen. Man ging sogar soweit sie nach Jahrzehnten des rechtstreuen dauernden Aufenthalts in Deutschland, sie durch Gesetzeskonstruktionen rechtlich soweit zu stellen, dass sie vor dem Nichts standen und immer noch stehen, sie erst seit gestern hier leben würden!!!! Was gegen jede Norm in Deutschland verstößt! Denn der Austausch von vergangenen Vorteilen werden „ex tunc“ nie soweit durchdekliniert! Auch ein einzeln gebliebenes Novum! Man kann derartiges nur mit dem Déjà-vu aus den Jahren 1934 und 1935 vergleichen! Aber auch hier schreien dann wieder auf. Warum aber will man diese Wirklichkeit nicht erkennen?

    Dieses Unrecht wurde nach dem Durchlaufen aller Gerichtsinstanzen dem Bundesverfassungsgericht nun ein zweites mal vorgelegt, und dem hohen Gericht fiel nicht anderes ein, als den Beschwerdeführen den gleichen gerichtlichen Weg aufzugeben, und verschließte sich davor die Beschwerde ein weiteres mal anzunehmen, obwohl wirklich keine der vorgegebenen Instanzen mehr da waren, denn der Sachverhalt und auch die Personen waren die gleichen! Man hat sich nur davor gerettet, und liebe die gleiche Tortur auferlegt, wissend, dass man selbst noch im Jahre 2006 vom deutschen Gesetzgeber – mit Verlaub – regelrecht auf den Arm genommen wurde. Denn der gleiche noch in Bezug von Staatsangehörigkeit streng Monogläubige deutsche Gesetzgeber hatte sich nämlich 9 Monate, also noch im Jahre 2007, dann später eine Kehrtwende gemacht, eine teilweise Bekehrung von der strengen orthodoxen Monostaatigkeit hin zur gesetzlich erlaubten Mehrstaatigkeit, aber natürlich wieder ohne die türkischen Staatsbürger!

    Das aber ficht dann weder deutsche Ausländerbehörden noch deutsche Verwaltungsgerichte im Geringsten einen Deut an! Und auch nicht einmal das Bundesverfassungsgericht an, in Beweis die Entscheidungen 2 BvR 181 06 vom 15.02.2006 und in der Ablehnung 2 BvR 880 09 vom 13.Mai.2009! Das aber beweist damit auch den Unwillen selbst des Bundesverfassungsgerichts sich seiner Verantwortung zu stellen. Man ist sich sicherlich dessen alles bewusst, aber einen Grund zum Handeln will man partout nicht sehen! Mein Glaube an einen gesunden deutschen Rechtsstaat in Bezug auf uns, türkischen Staatsbürgern sehe deshalb nicht!

    Es auch mehr als irritierend, das dann der deutsche Gesetzgeber auf seiner Internetseite unzählige Veröffentlichungen präsentiert und für etwas eintritt, was er nicht einmal im eigenen Land türkischen Staatsbürgern verwirklichen will. Folgender Aufruf wurde mit dem Suchbegriff alleine bei „Mor Gabriel“ ausgelöst:

    Quelle: http://suche.bundestag.de/searchSimple.do;jsessionid=97DA3D3D554AC9B1617A8E5C986D2DF3

    Ich sage nur: Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen!

    Denn immer noch werden das bereits veraltete und schon längst überholte Urteil vom Bundesverfassungsgericht bei türkischen Staatsbürgern fleißig angewandt, und damit auch das große Unrecht, dass den überschwänglichen deutschen Patriotismus hinausschreit, trotz und auch wegen, auch der schon damals vorhandenen EWG bzw. EU, geradezu postuliert hatte! Dieses Urteil (2 BvR 1339/06 vom 08.12.2006) befasste sich aber ausschließlich mit § 25 Abs. 1 StAG vom 01.01.2000!

    Quelle: http://www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen/rk20061208_2bvr133906.html?Suchbegriff=Staatsangeh%F6rigkeitsgesetz

    Auf der Strecke bleiben wir ganz alleine! Wenn das nicht Rassismus ist, was ist dann noch als Ethnozentrismus zu definieren?

    Rassismus zielt dabei nicht auf subjektiv wahrgenommene Eigenschaften einer Gruppe, sondern stellt deren Gleichrangigkeit und im Extremfall die Existenz der anderen in Frage. Rassische Diskriminierung versucht typischerweise auf (projizierte) phänotypische und davon abgeleitete persönliche Unterschiede zu verweisen.

    „…Unabhängig von seiner Herkunft kann Rassismus jeden Menschen betreffen. Die Konvention der Vereinten Nationen unterscheidet nicht zwischen rassischer und ethnischer Diskriminierung, ein erweiterter Rassismusbegriff kann auch eine Vielzahl anderer Kategorien mit einbeziehen. Menschen mit rassistischen Vorurteilen diskriminieren andere aufgrund solcher Zugehörigkeit, institutioneller Rassismus verweigert bestimmten Gruppen Vorteile und Leistungen oder privilegiert andere. Rassistische Theorien und Argumentationsmuster dienen der Rechtfertigung von Herrschaftsverhältnissen und der Mobilisierung von Menschen für [2] politische Ziele.[3] Die Folgen von Rassismus reichen von Vorurteilen und Diskriminierung über Rassentrennung, Sklaverei und Pogrome bis zu sogenannten «Ethnischen Säuberungen» und Völkermord. …“

    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus

  2. Merhaba Ekrem!

    Du schreibst:

    „So haben sie sich in ein Abseits manövriert. “

    Nein, hat sie in jedem Falle nicht. Denn…

    „Gespräche mit türkischen Verantwortlichen dürften der Vergangenheit angehören.“

    …wenn die türkische Seite wirklich keine Gespräche mehr zu führen bereit ist, was man ihnen auch
    kaum verdenken würde nach solchen unbewiesenen Behauptungen gg. einen ihrer Repräsentanten, dann hätte die I.M.G. ihr eigentliches Ziel erreicht:
    Die Türkei und den Türken an sich als den Buhmann hinzustellen nach dem Motto „Ja, da seht ihr wie die hinter ihren Masken ticken.“ o.ä.

    Ich bin ziemlich sicher, daß die I.M.G. auf eine Gelegenheit gewartet hat und sich spontan auf einen solchen perfiden Angriff entschloss. Gibt es sonst eine plausible Erklärung dafür, warum sie erst 2 Monate nach den angeblichen Äusserungen die Öffentlichkeit suchte?

    Ein ähnliches Verhalten jener Leute von I.M.G. habe ich öfters bei spielenden Kleinkindern beobachtet:

    Streiten sich z.B. 2 Kinder um ein Spielzeug, Süssigkeiten o.a., welches der eine in seinen Händen hält und der andere ihn vergeblich zur Herausgabe auffordert, dann heult der Letztere plötzlich los und rennt zu seiner abseits mit den Nachbarinnen plauschende Mutter und beschwert sich dort, er sei gehauen und geschubst worden.
    Dabei zeigt der kleine Lügner mit dem Finger auf den vermeintlichen Deliquenten, der in seiner kindlichen Unschuld schmollend-trotzig irgendwie schuldig aussehend zurückblickt, nicht wissend was da gerade über ihn erzählt wird.

  3. @Ahmet: den Vergleich mit den spielenden Kleinkindern find ich gut…

  4. MUSS die Türkei eigentlich in die EU?
    Ich finds blödsinn! Warum soll man irgendwo rein, wo man eh nicht gewollt wird. Diese ewige Prozedur ist doch nur zum warmhalten der Türkei. Sie nützt nichts….

    Natürlich muss die Türkei vieles ändern, aber nicht nur damit sie sich ein Platz in der EU gewährt bekommt.
    Ein Land wie die Türkei (größten Teils Islam orientiert und eine Bevölkerungsdichte von über 70Mio.) wird nie in die EU aufgenommen. Das würde vieles ändern in der EU. Vor allem weil es nunmal nach der Bevölkerungszahl geht…. Volumenmäßig ist die TR ja der BRD ebenbürtig 🙂
    warum haben unsere Merkels und Co. wohl soo großen Sch…ßßß vor der Türkei?

  5. Ich zitiere:

    Selbst wenn diese Äußerungen gefallen sein sollten, hätten die Verantwortlichen größten Wert darauf legen müssen, die Angelegenheit nicht öffentlich zu machen, um eine Eskalation und Konfrontation mit ihrem Gesprächspartner – der Türkei – zu vermeiden,..

    .“

    Was für ein Unsinn ist das denn?

    Wenn der türkische Konsul das gesagt hat, dann muss er entweder wegen Volksverhetzung angeklagt – und dann abgeschoben werden oder man schmeisst ihn gleich hinaus aus Deutschland (was man meiner Meinung nach auch mit den Nazis machen sollte – aber die nimmt uns ja leider keiner ab)
    Frank

  6. @ Frank:

    „Wenn der türkische Konsul das gesagt hat, dann muss er entweder wegen Volksverhetzung angeklagt – und dann abgeschoben werden oder man schmeisst ihn gleich hinaus aus Deutschland (was man meiner Meinung nach auch mit den Nazis machen sollte – aber die nimmt uns ja leider keiner ab)“

    Erstens: Der türkische Konsul hat diplomatische Immunität, kann also nicht angeklagt werden.

    Zweitens: Eine Angelgenheit kann man mit disziplinarischen Maßnahmen ebenfalls sanktionieren, ohne dass sie publik wird. Erdogan hat sich in der „Mor Gabriel“ Sache bereits konstruktiv eingesetzt, hätte somit auch ein offenes Ohr bzgl. rassistischer Äußerungen gehabt, die eine Lösung der Problematik erschweren. Wenn man aber das eigentliche Problem gar nicht lösen will, sondern nur die Verunglimpfung der Türkei und ihrer Vertreter im Sinn hat, greift man zu solchen Mitteln

    Gruss

    Hans

  7. „Info: Die Initiative Mor Gabriel, die sich für den Erhalt des bedrohten christlichen Klosters Mor Gabriel in der Türkei einsetzt, ist ein Zusammenschluss folgender Vereine: …. “ – Das sagt – wie ich finde – doch eigentlich schon alles aus, danke also für diese Information.

    @ delice:
    echt super Kommentar, der meiner Meinung nach viel Verzweiflung und Wut beinhaltet, was so viele Türken mit dir Teilen. Du hast es nur endlich mal laut ausgesprochen – und den Rassismusvorwurf mehrfach begründet.

    @ Hans:
    „Wenn man aber das eigentliche Problem gar nicht lösen will, sondern nur die Verunglimpfung der Türkei und ihrer Vertreter im Sinn hat, greift man zu solchen Miteln“ – wie recht du (leider) hast – und das gilt nicht nur für den hier besprochenen Mor Gabriel Fall…

 

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