NPD-Verbotsverfahren – Erinnerungsschwächen und geistige Dioptrienstärken
22. Dezember 2008 | Von E. S. | Kategorie: Leitartikel, Politik | 6 Kommentare |Nach dem versuchten Mord an dem Passauer Polizeichef Alois Mannichl von rechtsradikalen Tätern fordern Teile der CSU und SPD ein erneutes Verbotsverfahren gegen die NPD. Ein extrem ausgeprägter Populismus scheint Erinnerungsschwächen hervorzurufen, bei der selbst Alois Alzheimer ins Staunen gekommen wäre.
Das letzte NPD-Verbotsverfahren liegt gerade einmal fünf Jahre zurück und endete mit einer lauten Ohrfeige für die Innenministerien, dass heute noch nachschallt. Das Verbotsverfahren scheiterte nur deshalb, weil zu viele V-Männer in den Reihen der NPD saßen. Das Bundesverfassungsgericht konnte die vorgetragenen Verbotsgründe nicht mehr der NPD zuordnen. Logisch: Wenn der Staat V-Männer in eine Partei einschleust und die Mist bauen, kann es der Partei nicht zugerechnet werden. Trotzdem ist Joachim Herrmann (CSU, Bayerischer Innenminister) laut Presseberichten immer noch nicht gewillt, V-Männer aus der NPD abzuziehen.
Und selbst wenn ein erneutes Verbotsverfahren Erfolg haben sollte, so würde es das Problem mit dem Rechtsextremismus hierzulande nicht lösen. Rechtsextreme wären damit nicht aus der Welt geschafft. Eine neue Partei zu gründen, sich der DVU anzuschließen … – Alternativen gäbe es genug. Einer türkischen Redewendung nach sind Lösungswege in einer Demokratie nie ausgeschöpft.
Der in solchen Angelegenheiten vernünftigste CDU-Politiker Armin Laschet, nordrhein-westfälischer Integrationsminister, plädiert für „konkrete Angebote und Projekte gegen Rechts als eine erneute Debatte um ein NPD-Verbot.“ Wie konkrete Angebote und Projekte gegen Rechts aussehen könnten? Hier ein Vorschlag:
Einfach mal weitsichtig handeln, über den Tellerrand hinausschauen. Verbale Entgleisungen von Politikern – nicht nur in Wahlkampfzeiten –, Veröffentlichungen oder Pauschalisierungen tragen maßgeblich mit dazu bei, dass Ausländer in Deutschland in ein schlechtes Licht gerückt werden und rechtsextremes Gedankengut Futter bekommt. Wenn ein Edmund Stoiber auf dem CDU Parteitag von „ausländischen Sozialschmarotzern“ spricht, die Bundesregierung Necla Kelek – Expertin für Pauschalisierungen – hoffähig macht und ihr Gehör verschafft, das Innenministerium Studien veröffentlicht, wonach ein viertel der in Deutschland lebenden Muslime angeblich zu Gewalt gegen ungläubige neigen obwohl die Autoren der Studie selbst es anders sehen oder das Innenministerium immer nur vom „islamistischen“ Terrorismus spricht, verwundert es nicht, dass ein Einheimischer sich genötigt fühlt, sich gegen Ausländer/Muslime zu formieren.
Ein weiterer Aspekt ist sicherlich die seit Jahren geführte Integrationsdebatte mit oder ohne Leitkultur aber immer mit dem Hinweis darauf, dass Ausländer wegen zu geringen Qualifikationen im sozialen Abseits landen. Kein Wort darüber, dass angefangen im Kindergarten über die Grund- und weitergehenden Schulen hinaus, ausländische Kinder bei der Notenvergabe systematisch benachteiligt werden bei gleichen Leistungen. Kein Wort darüber, dass der Name auf der Bewerbung maßgeblich mit darüber entscheidet, ob ein Jugendlicher ein Ausbildungsplatz bekommt oder nicht. Schließlich auch kein Wort darüber, dass dieselben Diskriminierungen auch bei der Arbeits- und Wohnungssuche die Integration erschweren.
Rechtsextremismus findet nicht nur statt, wenn ein bis in die Gehirnzellen kahlrasierter über einen Ausländer herfällt. Rechtsextremismus findet in Schulklassen, in Behörden und in der freien Marktwirtschaft täglich in mannigfaltigen Variationen statt. Rechtsextremismus bekämpft man nicht mit einem NPD-Verbot. Mit Aufklärung bekämpft man sie auch nur bis zu einem gewissen Grad. Fördern tut man Rechtsextremismus aber definitiv damit, in dem man Feindbilder schafft und diese in mundgerechte Portionen aufgeteilt auf dem Silbertablett serviert. Joachim Herrmann (CSU, Bayerischer Inneminister) beispielweise sprach jüngst in einem Atemzug von abwegigen 30.000 Zwangsverheiratungen pro Jahr. Darf man sich dann noch wundern, wenn Abneigung und Intoleranz steigen gegenüber Türken/Muslime, die in den Augen der Mehrheitsbevölkerung als Unmenschen erscheinen?
Nicht selten stochern Unionspolitiker insbesondere vor Wahlen im rechten Sumpf herum, in der Hoffnung auf eine Handvoll Stimmen. Meist wird das Herumgestochere wahltaktisch begründet. Es sei doch besser, wenn rechtsgeneigte Wähler lieber die Union wählen, als die NPD. Dieser vorgeschobene Grund offenbart aber das Ausmaß des Rechtsextremismus in Deutschland: Rund 5 % der Wahlberechtigten in Deutschland sind eingebürgert. Wie viel Wählerpotenzial steckt dann wohl im rechten Spektrum?
Allzu große Hoffnungen, dass sich nach dem jüngsten Mordversuch etwas ändern wird, sollte man sich nicht machen. In ihren Antworten auf die regelmäßigen kleinen Anfragen der Linkspartei über rechtsextreme Kriminalität tituliert die Bundesregierung „Politisch motivierte Kriminalität – rechts“ seit Jahren als Phänomenbereich (auch als Synonym für Ausnahme verwendet), obwohl allein im September 2008 insgesamt 1.094 Straftaten gemeldet wurden (Quelle: BT-Drucksache 16/10784). Ein weiteres Beispiel: In der Antwort auf die kleine Anfrage der Linkspartei im Februar 2008, inwieweit der Bundesregierung antimuslimische, rassistische und gewaltverherrlichende Äußerungen des Internetportals Politically Incorrect bekannt seien, antwortete die Bundesregierung im Wortlaut: “Zum Internetportal Politically Incorrect liegen der Bundesregierung keine Erkenntnisse vor.“ (Quelle: BT_Drucksache 16/8008)
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Mit welcher geistigen Dioptrienstärke muss man behaftet sein, um eine solche Kurzsichtigkeit an den Tag zu legen? Die Antworten der Bundesregierung offenbaren eine Arroganz, die seinesgleichen sucht. Das genannte Internetportal hat eigenen Angaben zufolge täglich bis zu 30.000 und monatlich über eine halbe Million Besucher.
NPD – Schäuble sieht Chancen für ein Verbot…
[…] ster Wolfgang Schäuble sieht ein erneutes Verbotsverfahren gegen die NPD nicht o […]…
Will man mit Verboten eine Nation erziehen? Natürlich sind Gedankengüter der NPD außerhalb der demokratischen und menschenwürdigen Lebensweise. Nur befinden sich diese nur bei der NPD?
Wer nicht in die NPD eintreten kann, da es „veboten wäre“ der wird sich wo anders legal einnisten und legal austoben können.
Meine Meinung: Verbot ist nicht die Lösung. Im Gegenteil zündet es nur noch das Feuer an. Ein Verbot sollte auch nicht das Thema sein, sondern die Überlegung, wie die Benachteiligung der Migranten aus den Köpfen gewischt werden könnte.
Wenn ein in Deutschland geborenes Kind mit blonden Haaren, blaue Augen und nur der Deutschen Sprache mächtig aus einer bi-kulturellen Ehe wegen seines Namens in der Schule diskriminiert wird; ihm die türkische Herkunft der Mutter an den Kopf geschmissen wird und er deshalb gehänselt wird, so ist dies ein verhementes Zeichen und kann nur mit einem Verbot der NPD nicht gelöst werden.
Die Gesellschaftsfähigkeit der NPD und deren Ausläufer müssen unterbunden werden; jedoch nicht mit einer Staatskeule, dessen Wirkung sich in der Vergangenheit als Nichtig -bzw. in die andere Richtung- gezeigt haben.
Hülya
Hallo, habe mir erlaubt, deinen Artikel bei mir zu verlinken – allzu viel habe ich dem nicht hinzuzufügen. Gute Arbeit!
[…] http://www.jurblog.de/2008/12/22/npd-verbotsverfahren-erinnerungsschwaechen-und-geistige-dioptrienst… […]
Studien zu diesem Thema gibt es zuhauf. Zwei davon will ich vorstellen hier gerne vorstellen
Studie 1
„Jeder vierte Deutsche gewinnt Nazi-Diktatur Positives ab
AFP – Hamburg (AFP) – Jeder vierte Deutsche kann einer Umfrage für den „Stern“ zufolge der Nazi-Diktatur von 1933 bis 1945 auch Positives abgewinnen. Wie das Hamburger Magazin mitteilte, beantworteten 25 Prozent der Befragten die Frage, ob der Nationalsozialismus auch gute Seiten wie etwa den Autobahnbau oder die Förderung der Familie gehabt habe, mit Ja. 70 Prozent verneinten dies, fünf Prozent antworteten, sie wüssten es nicht. Die Bewertung des Nationalsozialismus unterscheidet sich demnach je nach Alter. Während 37 Prozent der Senioren ab 60 Jahren die „guten Seiten“ der NS-Zeit bejahen, liegt die Zustimmung bei den 45- bis 59-Jährigen nur bei 15 Prozent. Unter den Jüngeren teilen etwa 20 Prozent die Auffassung, die Hitler-Diktatur hätte auch positive Aspekte gehabt. Für die Umfrage befragte das Forsa-Institut im Auftrag des „Stern“ 1003 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger.“
Studie 2
„Thüringen Monitor“
„…Mutmaßliche Ausländerfeindlichkeit bleibt gleich
Nahezu unverändert sind die Werte zu mutmaßlich rechtsextremen oder ausländerfeindlichen Einstellungen geblieben. 61 Prozent der Thüringer wünschen sich eine starke Hand, 16 Prozent befürworten unter Umständen eine Diktatur. Die Hälfte der Thüringer sieht Deutschland durch Ausländer überfremdet, 44 Prozent meinen, Ausländer kommen nach Deutschland, um den Sozialstaat auszunutzen. 15 Prozent sehen im Nationalsozialismus auch gute Seiten und acht Prozent erklärten, Juden passten nicht zu uns.“
Quelle Presse: http://www.thueringen.de/imperia/md/content/homepage/politisch/rpk/th__ringen-monitor2008.pdf
Zu verweisen ist insbesondere auf die Tabelle 8 auf der Seite 78 dieser Studie „Thüringen Monitor“ vom Jahre 2008. Man sollte nicht leichtfertig diese Ergebnisse nicht alleine auf den Osten zuschieben. Irritierend ist es aber dennoch, weil das Bundesland bzw. Freistaat Thüringen wirtschaftlich und finanziell recht gut bis sehr gut dasteht unter den ehemaligen Ostgebieten. Zumal, auch hier, recht wenig Ausländer sich dort angesiedelt haben.
Quelle „Thüringen Monitor“: http://www.thueringen.de/imperia/md/content/homepage/politisch/rpk/th__ringen-monitor2008.pdf
Denn auch im Freistaat Bayern sind die großen Vorbehalte gegenüber Ausländern extrem hoch. Auch hier ein großer starker und reicher Staat, und trotzdem die große Angst vor Ausländern? Wie passt das alles zusammen?!
Aber zunächst sollten wir bei all unseren Überlegungen nicht vergessen, dass darunter weniger Franzosen, Briten, Skandinavier oder Franzosen gemeint sind, sondern doch wohl ehr Menschen mit einer ganz dunkleren oder auch einer etwas dunkleren Hautfarbe gemeint sind, zudem auch noch muslimischer Herkunft. Von der Bevölkerung aus gesehen, würden zu dieser Ausgrenzungsgruppe auch die Juden locker dazu gehören. Nur die politische Klasse Deutschlands differenziert hier noch gewaltig, unter dem Stichwort „politische Korrektheit“ wird dies tunlichst vermieden und angeblich auch verfolgt. Es stellt sich nur die Frage: „Wie lange noch dieser Selbstbetrug gelingt?“, bis man dies aufgibt und sich dazu endlich bekennt. Denn wer heute uns bekämpft, erinnert sich früher oder später auch an seine früheren Gegner. Einige sind ja zwar „tapfer“ vorgeprescht, waren aber wohl dann doch nicht so erfolgreich. Umso härter und hastiger wird dann eben auf die verbliebenen anders Aussehenden schon seit Jahrzehnten darauf gedroschen! So wie eine Art Ersatzdroge, nimmt man halt zunächst einmal mit uns vorlieb. Die Sperrspitze bilden da nur die Becksteins, Kochs, Schäubles und Herrmanns.
Wenn man mit Deutschen im Allgemeinen lange genug und intensiv spricht, gibt es dann nicht wenige, die ihren Hass nicht mehr verstecken wollen. Ganz offen bekennen sie sich dann zu einer Ausländerfeindlichkeit ohne Gleichen, und in der Hinterhand sitzt dann auch schon gleich sich nicht stillen wollenden große Judenhass.
Dabei spielt Bildung auch wahrlich keine Rolle, denn der Grundton ist nun mal das gleiche. Man hätte gut daran getan sich auch einmal einen CSU Parteitag in der Vergangenheit näher anzuschauen. Dieses Toben und enthusiastische Aufschreien und Klatschen, wenn es um Ausländer und im speziellen um uns Türken ging. Man sollte also das deutsche Wahlvolk nicht mehr beschimpfen, wenn sie dann mit dieser jahrzehntelang währenden Aufmunterung, dann lieber doch das Original, wie eine NPD, DVU oder die Reps u.a. wählen mag. Das Rechtskonservative, zu dem sich im Übrigen auch ein Herr Seehofer ganz offen bekennt, ist nur der buckelige nahe Verwandte des seit 1949 gepflegten Semi-Faschismus in den Köpfen nicht weniger, der in Deutschland immer schon betrieben wurde, und ganz besonders in Bayern seine besonderen Stilblüten trägt. Im Grunde hat sich nie etwas geändert. Wir hatten nur einen Vorhang davor schützend gesehen.
Interessant wird es dann wenn man bedenkt, dass es die Bayern doch waren, die eine Staatsangehörigkeit nach dem Vorbild der Franzosen dann doch das Blut einführten. Dazu ein kleiner Hinweis auf eine sehr interessante Hausarbeit von Christian Lübke an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main:
„I. Die historische Entwicklung des deutschen Staatsangehörigkeitsrecht
a) Die Einbürgerungspraxis bis 1870
Der Begriff der Staatsangehörigkeit des 19. Jahrhunderts wurde von der französischen Revolution geprägt, welche die Idee einer einheitlichen, unteilbaren Nation mit den ihr angehörigen Bürgern, schuf.4
Die Tatsache, dass Deutschland zu dieser Zeit aus zahlreichen Einzelstaaten bestand, welche sich feindselig gegenüberstanden und auch die Schaffung eines gesamtdeutschen Staates ablehnten, machte diese Idee unmöglich. Jedoch waren es die Verfassungen dieser Einzelstaaten, die wie in Frankreich, die Zugehörigkeit des Bürgers bestimmten.5
Bayern folgte zuerst dem französischen Vorbild durch eine Verfassungsurkunde vom 26.05.1818, welche das Staatsangehörigkeitsrecht dahin regelte, dass jeder in Bayern Geborene die gesamten bürgerlichen, öffentlichen und Privatrechte zugesprochen bekommen sollte.6
Das Großherzogtum Hessen folgte 1820 der bayerischen Entwicklung und auch das Herzogtum Coburg-Saalfeld zog ein Jahr später nach.7
Damit wurde erstmals das gewohnheitsrechtlich geltende Territorialprinzip (Ius Soli), welches einem Menschen die Staatsangehörigkeit seines Geburtsortes zuordnet, durch das Abstammungsprinzip (Ius Sanguinis), also die Abhängigkeit vom Status der Eltern, ersetzt.8
Das gut 20 Jahre später, am 31.12.1842, formulierte preußische ,,Gesetz über die Erwerbung und den Verlust der Eigenschaft als preußischer Untertan sowie über den Eintritt in fremden Staatsdienst“, war auf Grund seiner klaren Regelungen aller Erwerbs- und Verlustgründe von besonderer Bedeutung für die deutsche
Rechtsentwicklung.9“
Quelle: http://www.grin.com/e-book/118092/das-deutsche-staatsangehoerigkeitsrecht-vom-1-januar-2000
Die Existenz eines Ausländers in Deutschland wird im Zuwanderungsrecht geregelt, mit seinen besonderen Gesetzen auch Aufenthaltsgesetz (AufenthG) und dem Staatsangehörigkeitsrecht (StAG) verfeinert. Hier hat Bayern eine Vorreiterrolle gespielt. In einer Art voreiligem Gehorsam an den vermeintlichen Willen des stimmberechtigten deutschen bzw. bayerischen Wahlvolkes hat es selbstzufrieden und selbstgerecht auch verstanden diesen Graben nicht zuschütten zu lassen. In den vergangenen fast 5 Jahrzehnten der Alleinherrschaft in Bayern hat die CSU es nämlich bravourös verstanden die Gräben offen zu lassen, diesen Graben unter den Menschen gar noch zu vertiefen können, zwischen dem deutschen, respektive den „Bayerischen Staatsvolk“ und seinem Lieblingsgegenüber dem türkisch muslimischen Fremdling. Und das hat wahrlich nicht mit Bildung zutun!
Denn dieser unsäglich Hass hatte mindestens zwei Gründe gehabt:
Schließlich ist Bayern in seiner Mehrheit nicht nur stockkonservativ und katholisch-reaktionär, sondern zeitgleich auch humanistisch, klassizistisch, phil-helenistisch und damit elitär gebildet, was eigentlich nicht mit einander zu verbinden wäre. Und deshalb sind die Menschen aus der Türkei besonders geeignet und beliebt hier als ein vorzügliches Feindbild zu dienen. Ohne diese bedeutende Kenntnis und Erkenntnis ist das Verhalten und die starke Bande der Bayern nicht zu verstehen, gerade in der Pflege der feindlichen Grundhaltung gegenüber uns Anatoliern ansonsten einfach nicht zu verstehen. Wir sind auch geradezu prädestiniert hier als Ausweichventil und damit den „Ersatzjuden“ für die Deutschen, und im Besonderen für die Bayern zu spielen. Eigentlich währt die Feindschaft wesentlich länger!
Für die christlichen Gläubigen sind wir nämlich eindeutig die Heiden, also die angekündigten „Anti-Christen“, die auch noch zweimal vor Wien standen, um den Goldenen Apfel einzunehmen.
Für die Alt-Philologen, die Aufgeklärten, die Humanisten, die Feministinnen und die Altruisten, die sich angeblich für Menschen- und Frauenrechte sich einsetzen, sind wir die Barbaren. Komisch nur, dass dieses Wort „Barbar“ gerne von den Römern für die „Germanen“ verwendet wurde. Nun verwenden diese Barbaren es für die, denen sie vieles zu verdanken haben, eigentlich ihre Kultur und Existenz!
Die fanatisierten Intellektuellen aus Bayern stellten auch in den Kriegen um die „Befreiung Griechenlands“ den größten Tross der freiwilligen Kämpfer gegen die Türken dar. Fragt sich nur, was das überhaupt für eine Befreiung sein sollte, wenn die Griechen zum Schluss einen bayerischen Prinzen als König aufgesetzt bekamen?
Eines aber wird dabei auch gerne unterschlagen, denn diese Befreiung kam später den Juden in Griechenland sehr teuer zu stehen. Alleine in Selanik war nämlich die Bevölkerung mehrheitlich jüdisch geprägt, und deshalb war für Hitler die Einnahme – gerade dieser Stadt – vordringlich und sehr wichtig! Ãœberhaupt war der Balkan für Hitlers Schergen sehr „ergiebig“ – auf der Jagd nach Juden. Schließlich konnten sich Juden auf dem ganzen Balkan, also auf dem gesamten osmanischen Gebiet recht sicher fühlen, sich so ansiedln und Berufen nachgehen, die ihnen verwehrt war, da woher sie hergekommen waren, und das schon seit Jahrhunderten. Denn in das Osmanische Reich kamen nicht nur sephardische Juden aus Spanien, sondern auch, seit der Aufgabe der Ritterkreuzzüge in das „Heilige Land“ im Abendland, auch aschkenasische Juden auf die rettende Seite der Osmanen, wenn christliche Bauern und der aufgebrachte Mob – wieder einmal – nach Missernten und mit dem Segen der Fürsten, die ja auch nach ihren verlorenen Kriegen hoch verschuldet waren, dann so ihre Schulden, samt den Zinsen nicht mehr an die jüdischen Wechsler und Viehhändler bezahlen konnten und auch nicht wollten. Da half es nur noch die Juden durch irgendwelche Vorwände und Inszenierungen in ihre Tempel und Synagogen hineinzutreiben, um sie dann bei lebendigem Leibe, alle an diesem Ort vorzufindenden Juden samt den Schuldscheinen sogleich zu verbrennen. Weil man sich plötzlich da wieder an den Heiland Jesu Christi am Kreuze erinnerte, der von den Juden verurteilt wurde oder man sodann den Juden Vorwarf, sie würden gerne kleine christliche Kinder für ihre frevelhaften Schandtaten bei ihren Hostien verstümmeln und töten, um an ihr Blut ranzukommen. So gesehen war also auch die Reichskristallnacht nichts Neues in Deutschen Landen. Und sehr sarkastisch könnte man darin ja eine gewisse Ãœbung durchaus sehen. Denn dieses zündeln gab es ja in Mölln, Solingen, Heuerswerda und sonst wo noch in einem Deutschland des 20. Jahrhunderts.
Die Führung der CSU in Bayern erntet nur das was sie selbst gesät hat. Sie hat trotzig alle Warnungen ignoriert. In den Reihen der Polizei sind nicht wenige bräunlich eingefärbt. Offen bekennen sich Polizisten, dass sie Mitglieder der Rep sind. Bei Polizeikontrollen werden vornehmlich bestimmte Aussehens-Merkmale penibel durchgeführt. Leichte Vergehen werden dann überbewertet, um ein auch die Statistik besonders in eine bestimmte Richtung zu schwängern. Die Ausländerbehörden berühmt und berüchtigt in Bayern. Der Ermessensspielraum der Sachbearbeiter geht kaum in Richtung Wohlwollen und Toleranz gegenüber Ausländern von Drittstaatlern! In Schulen werden Kinder mit einem ausländischen Elternteil nicht gefördert, es werden eher noch mehr Knüppel in den Weg gestellt. Schafft es trotz aller Widrigkeiten dennoch einer mal das Abitur oder das Studium, nützt es ihm auch herzlich wenig, denn der deutsche Arbeitsmarkt stellt sie dennoch nicht unbedingt ein. Aber Gott Sei Dank gibt es wenigstens für dieses gebildete Schicht Fluchtmöglichkeiten in das Ausland, wie auch in die Heimat der Väter und Mütter, nämlich der Türkei.
Ich denke es ist wohl eine richtige Entscheidung, denn in Deutschland hätten wahrlich nur sehr wenige eine reelle Chance anzukommen! Auf lange Sicht hin gesehen, sollten wir wirklich uns daran machen Deutschland ganz zu verlassen. Man kann einfach nichts werden in diesem Land. Es kostet einfach zu viel Zeit, Geld, Geduld und Mühe. Und all das haben wir einfach nicht mehr. Es ist auch nicht all das wert. Denn wer die Vorgeschichte zur Shoha kennt, dem sollte es bewusst sein, dass wir selbst auch bei einer Apostasie zu einem europäisch geprägten Christentum nur verlieren können. Ich denke, dass es nur ein großer Fehler sein kann, wenn man sich einen Selbsthass züchtet und unbedingt sich auch noch hier auf Biegen und Brechen assimilieren wollte. Wenn man diese vielleicht selbst nicht bereut, so wird diese Rechnung früher oder später dann doch den Nachfahren präsentiert werden müssen. Schließlich hat man auch eine gewisse Verantwortung seinen Nachfahren gegenüber, auch wenn für sich Erhaben sein sollte, hier keine Skrupel zu haben. Wir müssen lernen und begreifen, dass man uns hier nicht haben will. Und so könnte es durchaus sein, dass dann am Ende alles nur noch irgendwie ein großer Selbstbetrug wäre. Man sollte nicht den Worten Glauben schenken, sondern nur den Taten. Und die Taten waren bisher nicht gerade so überzeugend, dass man davon ausgehen könnte, dass man uns hier wohlgesonnen sei! Es ist wohl Zeit die Zelte langsam abzubrechen und uns in Richtung Heimat zu bewegen. Man sollte endlich aufhören von etwas zu träumen, was nie Wirklichkeit werden kann! Weder wir kommen in die EU, noch die Türkei! Ich persönlich plädiere sogar für eine langsame Loslösung von den Europäischen Strukturen und sogar der NATO in einer sehr eingeschränkten Form! Erinnern wir unserer eigenen Geschichte!
@ Delice
„Man sollte nicht den Worten Glauben schenken, sondern nur den Taten“.
Hallo Delice,
Dein Kommentar hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Ich kenne Dich nicht, habe keinerlei Informationen über Dich – Nur, wo willst Du hin? In die Türkei? In das Land deiner Väter?
In ein Land, welches unsere Väter wie heiße Kartoffeln hat fallen lassen.
Meine Eltern waren lediglich nur Devisenlieferanten für die Türkei, sie haben nicht nur zum Aufbau Deutschlands beigetragen, sondern auch ihre „Heimat“ immer unterstützt. Im Gegenzug war die Türkei noch nicht einmal in der Lage in den 70’ern, 80’ern und 90’ern vernünftige, halbwegs Kemalisten als Lehrer, Religionsbeauftragter etc. nach Deutschland zu senden.
Hätte die Türkei ihre zweite Generation in Deutschland unterstützt, z.B. durch eigene Privat-Schulen im Ausland, so wäre manches Migrantenkind vom Knäckebrot-Bewußtsein zum „hier bin ich“ – Bewusstsein aufgestiegen.
Die Türkei ist schön, nur wenn die Finanzen stimmen. Und wenn die Finanzen stimmen, ist die ganze Welt ein Paradies.
Bezüglich dem Thema Rückkehr zum Vaterland und Vertreibung aus der Heimat möchte ich Dir die Bücher von Ahmet Yorulmaz empfehlen. Hier wird der Kampf der Türken gegen ihre Diskriminierung auf Kreta und Lesbos erzählt. Die schließlich nach dem ersten Weltkrieg ihre Heimat „Kreta“ verlassen müssen bzw. wollen und die im Land ihrer Träume in ihrem Vaterland Türkei einem harten Integrationsprozess ausgeliefert werden.
Oder einfach mal nach Ayvalik in der Türkei zu gehen und dort nach den Lebensläufen der Menschen mal nachfragen. 80% sind Menschen, die in dem Land ihrer Träume menschenwürdig leben wollten. Bis dahin mussten sie so manche Erniedrigungen –wegen ihrer Sprache, wegen ihrer Kleidung etc.- in ihrem „Vaterland“ hinnehmen. Sie haben fast den gleichen Kampf geleistet wie Du, ich und die anderen aus diesen Foren.
Deutschland ist unsere Heimat, unser Leben ist hier und nicht im 4.000 Km entfernten Vaterland namens Türkei. Mit der Vergabe der Staatsbürgerschaft verpflichtet sich der jeweilige Staat mich zu beschützen. Auch wenn ich hier in Deutschland für meine Rechte und die meiner Nachkommen kämpfen muss, so bin ich erstens nicht alleine –„naturell Deutsche“ müssen es auch- und hätte ich schon einen Staat gehabt, der mir seine Obhut geleistet hätte, hätte ich nicht meine Staatsbürgerschaft gewechselt. So entwickelt sich auch eine neue Generation, die kemalistisch-türkischer sind als die in der Türkei lebenden Türken und die deutscher sind als die einheimischen Deutschen.
Steck nicht den Kopf in den Sand :-))
Grüße
Hülya