Unterschiede der Integrationsdebatte in England und Deutschland

10. Dezember 2006 | Von | Kategorie: Leitartikel | 11 Kommentare |

Jörg Lau verwechselt in seinem Zeit-Jörg Lau Blog den Gesichtsschleier mit dem Kopftuch.

Blair verteidigte das Verbot des Gesichtsschleiers als “puren Commonsense” in Jobs, die auf Kommunikation beruhen (wie etwa Lehrerin, Verkäuferin etc.).

Es gibt viele gute Gründe, die gegen die Verhüllung des Gesichts – bis hin zur Unkenntlichkeit der Person – sprechen. Insofern würde sich auch kein vernünftiger Mensch über ein Verbot des Gesichtsschleiers in Deutschland aufregen.

Zu Recht weist Blair darauf hin, dass dies keine rein britische Debatte sei. In Deutschland würden ähnliche Themen im Rahmen der “Islam Konferenz” behandelt, in Italien im neu gegründeten Consulta Islamica.

Nein, Herr Lau. In Deutschland geht es bei der Integrationsdebatte in erster Linie um das Kopftuch. Die Frage nach dem Gesichtsschleier stellt sich in Deutschland erst gar nicht oder haben Sie irgendwo mal eine Lehrerin oder Verkäuferin mit verschleiertem Gesicht gesehen? Engländer wären overjoyed über Deutsche Verhältnisse.

Worin ich Ihnen allerdings teilweise zustimme ist:

Wenn unsere Kanzlerin es irgendwannn über sich bringt, sich zu dieser Schicksalsfrage des Landes zu äussern und neu zu bestimmen, was Integration in Deutschland eigenlich heissen soll, dann liegt die Latte jetzt ziemlich hoch.

In der Tat sollte sich Frau Merkel zu dem Thema mal äußern, anstatt das Feld Herrn Stoiber, Beckstein & Co. zu überlassen. Allerdings liegen die Messlatten Englands und Deutschlands so weit auseinander, als dass man es mit allen Kopftüchern Deutschlands nicht verbinden könnte.

Ekrem Senol – Köln, 10.12.2006

11 Kommentare
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  1. Ich empfehle allen muslimischen Männern eine Psychotherapie die glauben die Haare einer Frau wären verhüllungsbedürftig. Wie notg*** muss der Mann sein, der sich von Haaren aufreizen lässt?
    Den Frauen mit Kopftuch mache ich den Vorwurf, dass sie das unmögliche Verhalten der Männer akzeptieren. Die Männer sollen endlich ihr Testosteron in den Griff bekommen!

  2. ich hätte da ein antwort an martin.
    ist es dir vieleicht mal die idee gekommen , aber auch nur ein gedanke , das es auch frauen gibt die sich das kopftuch freiwillig anziehen.
    man sollte mal von dem standpunkt wegkommen das die frauen nur auf den druck der männer das kopftuch anziehen.
    klar gibt es einige männer die ihre frauen dazu drängen , aber soll ich als türke demnächst wweil ein deutscher etwas ausländerfeindliches von sich gibt alle deutschen als nazis verurteilen.
    das wäre denau so idiotisch.
    also das nächste mal etwas mehr nachdenken und dann etwas dazu sagen.
    mit freundlichem gruß an martin

  3. Ich empfehle allen Menschen, die anderen mit Psychotherapie quasi „drohen“ mal die Anwendung der hoffentlich noch irgendwie vorhandenen Vernunft. Wie verblendet und arrogant muss ein Mensch sein, um nicht erkennen zu wollen, dass viele Frauen und Männer sich freiwillig nach den Regeln des Islams kleiden.

    Bzgl. des mir impiciter gemachten „Vorwurfs“: ich akzeptiere keinesfalls irgendein „unmögliches“ Verhalten von Männern. Ich nehme mir aber das Recht, selbst über mein Aussehen zu entscheiden. Dieses Recht lasse ich mir weder von wohlmeinenden Sozialarbeiterinnen noch von schäumenden Gutmännern nehmen.

  4. Zynikerin , du bist klasse.
    Das argument und deine idee ist letztlich auch das , was wir moslems leben.
    Nur einige ausenstehende verstehen , wollen nicht verstehen das diese lebensweise auch die ist die diese menschen selber wollen ,und verurteilen diese wiederum aus deren sichtweise.
    Das ist falsch.

  5. Es gibt viele gute Gründe, die gegen die Verhüllung des Gesichts – bis hin zur Unkenntlichkeit der Person – sprechen.

    Ich würde gern erfahren, welche?

    Mir fällt nur der Zwang ein. Wenn das jemand nicht freiwillig tut sondern dazu gezwungen wird. Doch das ist nicht so einfach. Es hängt mit der Frage des „Bewusstseins“ zusammen?
    Und hier stelle ich die These auf, dass der Begriff Bewusstsein, zumindest im deutschsprachigem Raum ein pendant zu früheren Begriff der Moral ist. Der Bewusstseins-Diskurs ähnelt in seiner Dogmatik in einer für die liberale Konsens-Gesellschaft paradoxen Unausweichlichkeit, der relativ befehlenden, subjetktiven Objektivität.

    Das heißt, wir, als westlich liberale Gesellschaft, stehen vor dem Problem jemanden Zwang „unterstellen“ zu müssen.
    Denn was passiert wenn muslimischen Frauen den Schleier nicht als Zwang begreifen. Sondern im Bewusssein ihrer gesellschaftlichen Stellung innerhalb einer sozialen Ordnung die sie als Familie, Religion, Kultur wahrnehmen?
    Dann könnten wir eigentlich nicts dagegen haben.

    Aber was passiert wenn muslimische Frauen sich dem latenten Zwang ihrer Kleiderordnung nicht „bewusst“ sind. Was passiert wenn sie erst nach ihrer „Befreiung“ (Afghanistan) sich der Unterdrückung „bewusst“ wurden unter der sie litten?

    Dann müssten wir verschleierte Musliminnen eigentlich von ihrer latenten Unterdrückung befreien und wie könnten wir das anders als den Schleier verbieten?

    Doch wenn wir das tun, dann müssen wir selbst Zwang ausüben, wir könnten ihn jedoch widerum mit der „Bewusstwerdung“ der eigentlichen Unterdrückung legitmieren.
    Klingt paradox. Ist es aber nicht wenn sie die Begriffe Moral und Bewusstsein vertauschen und sie bsp. in die Kolonisationsdiskurse Ende des 19Jhdts. hineinsetzen. „white man`s burden“

  6. @ Froglike

    Zunächst einmal müssen Sie meine Ausführungen im Kontext betrachten. Es gibt viele gute Gründe, die gegen eine Verhüllung des Gesichtes in der Öffentlichkeit sprechen. Die Gründe sind je nach Position des Betroffenen zu beurteil. So dürften die Gründe bei einer Lehrerin sicherlich gewichtiger sein als bei einer Hausfrau.

    Grundsätzlich mögen Sie Recht haben. Was sich im privaten Bereich abspielt, sollte jeder für sich entscheiden. Allerdings treten schon Probleme bei einer einfachen Identitätskontrolle auf, sobald sich die Person in die Öffentlichkeit begibt. Wie soll man das in der Praxis handhaben?

  7. Nochmal: Warum sind die Haare einer Frau für Moslems so aufreizend?
    Ob der Islam es so sagt oder auch nicht, diese Vorstellung ist zum schmunzeln…
    Nochmal meine Frage: was können die Frauen dafür dass die Haare moslemische Männer verrückt machen? Warum sollen sich die Frauen den Männern anpassen?
    Ihr könnt viel drumrumreden, es bleibt dabei: Die Männer kommen mit etwas nicht klar, deshalb müssen laut Islam die Frauen ihr Verhalten ändern. Das ist frauenfeindliche Logik. Schönreden hilft nicht.

  8. Ja da stimme ich ihnen zu, es gäbe wohl Schwierigkeiten bei einer Identitätskontrolle, in Österreich ist beispielsweise das Tragen einer Skimaske verboten, wegen der Unkenntlichkeit.

    Man muss aber beachten, das eine Initiative des Gastlandes, Resintements wecken würde, die sich leicht von rechtspopulistischer- und ebenso fundamentalistischer Seite politisch instrumentalisieren lassen.

    Vielleicht wäre da ein konstruktiver Dialog mit hohen muslimischen Geistlichen zielführender.

    @Martin
    Des Pudels Kern vermute ich in der ganzen Diskussion in etwas tieferen, unterbewussten Regionen.
    Beispielsweise haben wir hier in Österreich ein sogenanntes Ortstafelproblem, falls sie schon davon gehört haben, in Kärtnen, wo sich Landeshauptman (Haider) und mit ihm ein großer Teil der Kärtner seit Jahren gegen zweisprachige Ortstafeln wehrt (der slowenischen Minderheit) obwohl das sogar schon verfassungsrechtlich beschlossen wurde.

    Diese Leute fühlen sich offensichtlich in ihrer Identität bedroht auch angesichts eines vergleichsweise banalen Zusatzwortes auf einer Ortstafel.

    Was wäre wenn man diesen Leuten sagen würde ihr dürft kein Fussball mehr schauen oder kein Bier mehr trinken?
    Und es gibt Argumente gegen Fussball und Bier, genauso gibt es Argumente gegen den Verzehr von Fleisch oder den Konsum von Porno, Gewalt oder einfach dem Fahren von Autos.
    Richtig, das zu verbieten wäre einfach nur lächerlich, doch in einer anderen Kultur wäre es das vielleicht ganz und gar nicht.

    Wir sollten nicht allzu selbstgefällig mit Diktaten umgehen, vielleicht liegt es ja an unserer priviligierten Wahrnehmung,die uns nicht eine Sekunde darüber reflektieren lassen will, wie es sich wohl auf der anderen Seite der „ersten“ Welt anfühlen könnte, ein Muslim, Afrikaner oder Asiate zu sein.

  9. Auch heute noch gehen alle Christen der Welt an Sonntagen in die Kirche.
    Es sit mittlerweile festgestellt das dieser Sonntag eigentlich eine erfindung des Kaisers Konstantin aus dem Römischen Zeitalter ist. Ich glaube das war um 360 nach christi.
    Und das dieser Sonntag eigentlich ein Heidnischer feiertag , ich glaube das war um den Kriegsgott sol.. , war.
    Kaiser Konstantin hat beide ; heidnische und Christliche , rituale zusammen gefasst.
    Und obwohl jede das weiß gehen alle Christen heute noch an einem Sonntag in die Kirche.
    Wieso wird denn das nicht auch einmal überdacht.
    Was ich meine , es sind geweisse Regel in den Religionen vor Jahrhunderten festgelegt worden und die Menschen versuchen sich daran zu halten.
    Ob faktisch falsch oder richtig , es nun einmal so.
    Man kann deshalb die voraussetzungen aus dieser zeit nicht versuchen mit denen von heute zu vergleichen.
    Klar kann man den Menschen zu Ihrer Freiheit verhelfen , aber da ist doch der Hase begraben.
    Ist das denn nicht auch zwang , wenn ich den Menschen meine ansicht aufzwängen will.

  10. Nachtrag.
    Die erfindung des heiligen sonntages von Kaiser konstatin war im Jahre 364 nach dem ersten konzil in nikäa.
    Und der gott der eigentlich sonntag dran ist , heiß sol pictus.
    Wenn ich den namen des besagten gottes falsch geschrieben habe , möchte man mir doch bitte verzeihen.
    Hinweis .
    Nach diesem konzil war Jesus erst Göttlich , vorher nur ein Mensch.
    Das heißt im klartext , Jesus Christus wurde demokratisch zum göttlichen gewählt.
    Auch komisch , oder ?

  11. @ coskun

    Salam alaikum,

    das kommt davon, wenn man Blogs nachliest *gg*. Der Vollständigkeit halber, falls du das noch liest: kein Wunder, wenn ich argumentiere wie Muslime. Ich bin eine *gg+

 

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