Idomeneo, Kunstfreiheit, Nietzsche und zwei Leserbriefe
15. Oktober 2006 | Von E. S. | Kategorie: Leitartikel | Keine Kommentare |„Moral zu predigen ist ebenso leicht als Moral zu begründen schwer ist.“, Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 – 1900).
In diesem Sinne möchte ich auf zwei Leserbriefe aus der TAZ aufmerksam machen, die eindrucksvoll vor Augen führen, wie recht Nietzsche hatte.
[Februar diesen Jahres] zog der Regionalverband Frankfurt der Evangelischen Kirche seine Genehmigung der Veranstaltung in der Heiliggeistkirche kurzfristig zurück, nachdem ihm seitens der jüdischen Gemeinde Frankfurt sowie der jüdischen Initiative “Honestly Concerned” mit massiven Protesten und Störungen gedroht worden war. Im Gegensatz zur “Idomeneo”-Aufführung, wo es nur vage Vermutungen gab, wurden in Frankfurt gezielt Drohungen von jüdischen Fundamentalisten ausgestoßen. Wo blieben da die Proteste und Kritik der Politiker?
Anno 2000 legte die CDU/CSU das Recht auf freie Rede noch etwas anders aus. Bei der deutschlandweit geplanten Aufführung von Terenc McNallys “Corpus Christi”, in der eine homosexuelle Beziehung zwischen Jesus und einem seiner Jünger angedeutet wird, forderten 40 CDU/CSU-Bundestags- und Europaparlamentsabgeordnete in einem offenen Brief die sofortige Absetzung des Stücks. In nahezu allen Bundesländern, in denen eine Aufführung geplant war, legten CDU-Abgeordnete lautstark Widerspruch ein. In Ulm kam es gar zu Bombendrohungen und Morddrohungen gegen den Intendanten Ansgar Haag. Der knickte letzten Endes ein, als ihm CDU Stadträte zu verstehen gaben, dass mit Etatkürzungen rechnen müsse, sollte das Stück aufgeführt werden. Die CDU ist nicht die richtige Instanz, um für kulturelle Demokratie einzustehen.
Gefunden bei Too Much Cookies Network mit weiteren Einzelheiten.
Ekrem Senol – Köln, 15.10.2006