Forderung nach Ausbildungsquote für Migrantenkinder

29. Juli 2006 | Von | Kategorie: Leitartikel | Keine Kommentare |

Als hätte ich es geahnt. Die For­derung der Tür­kischen Gemeinde in Deutsch­land nach einer gesetz­lichen Aus­bil­dungs­quote für Jugend­liche mit Migra­tions­hin­ter­grund vom 28.07.2006 stößt weiter auf Kritik, heißt es in der Rhein-Zeitung. Vor zwei Tagen, am 26. Juli 2006 hatte ich, nicht ganz ernst gemeint, einfal mal eine Quotenregelung für Migrantenkinder vorgeschlagen.

Nicht ganz ernst gemeint war mein Vorschlag vor allem wegen der dann weiter geförderten Unmut gegenüber Migranten. Entweder hält ein Arbeitgeber von einem Migranten etwas und bildet ihn aus oder eben nicht. Ihm den Migranten aufzuzwängen führt vor allem dazu, dass der deutsche Jugendliche, der es ebenfalls schwer hat, noch mehr gegen Ausländer sein wird. Das ganze dann auch noch staatlich zu Fördern wird bei der Mehrheit sicherlich nicht auf Begeisterung stoßen. Gleichbehandlung kann man nicht mit Ungleichbehandlung herbeiführen.

Integration kann nicht damit gelingen, dass die eine Seite, egal welche, bevorzugt behandelt wird. Ziel muss es sein, den Arbeitgeber und die Mehrheit dazu zu bringen, dass sie niemanden bevorzugen oder benachteiligen, gleiche Qualifizierung vorausgesetzt. Das kann aber nur gelingen, wenn Herren wie Schönbohm oder Beckstein zunächst einmal ihre Stammtischparolen sein lassen. Denn viele Äußerungen dieser und weiterer Damen und Herren nisten sich ins Unterbewusstsein aller ein, so dass zwangsläufig ein verzerrtes Bild entsteht, was dann die Ungleichbehandlung mit sich zieht. Auch die TGD sollte sich Gedanken machen.

Wenn es um Forderung von Integrationsmaßnahmen geht, darf die Psyche nicht unberücksichtigt gelassen werden. Mit Auflagen wie „lieben müssen“, „lernen müssen“ und „sonst …“ erreicht man nicht viel. Nicht die Forderung, sondern das Gefühl vermitteln „lieben wollen“, „lernen wollen“ und „dann …“ muss das Ziel sein. Es würde ja sicherlich schon ausreichen, wenn die Regierung mal ein Zeichen setzt, dass es „lediglich“ integrieren will und nicht assimilieren. Dazu gehört die Akzeptanz der Kultur, der Religion und der Sprache. Der Islam aber wird verurteilt, die Muttersprache als Problem dargestellt oder gar verboten und die Kultur als Machotum empfunden.

Nicht umsonst schielen viele Türken immer noch mit einem Auge in die Türkei. „Wenn die so weiter machen, bin ich weg.“ ist oft zu hören. Zurück können die wenigsten, weil das Kind schon in der Schule ist und hoffen darauf, dass das Glas doch nicht irgendwann mal überläuft. Niemand integriert sich ins blaue hinein. Vor allem muss der Ausländer das Gefühl haben, dass er in Deutschland leben und sterben will. Die weitestgehend ignorante und arrogante Ausländerpolitik in Deutschland führt jedoch dazu, dass viele allenfalls hier unter Vorbehalt leben wollen. Sterben wollen die meisten aber in ihrer „Heimat“.

Ekrem Senol – Köln, 29.07.2006

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