Die Muslim-Paranoia der Union

28. März 2006 | Von | Kategorie: Politik | Keine Kommentare |

Das jüngste Beispiel bot vergangene Woche Innenminister Wolfgang Schäuble. Der flirtete mit dem niederländischen Modell, Einbürgerungswilligen Filme mit barbusigen Damen und wild küssenden Schwulen vorzuspielen, auf daß die Einbürgerungsinteressenten (zumal die muslimischen) wissen, womit sie sich fortan identifizieren müssen.

Erstaunlich. Jahrzehntelang gehörte das Klagen über die sexualisierte Öffentlichkeit zur rhetorischen Grundausstattung jedes guten Unionschristen. Nun aber soll er sich dazu bekennen.

Ein anderes Beispiel: Vor zwei Jahren wollte die Unionsfraktion noch die strafrechtlichen Sanktionen gegen Blasphemie verschärfen und eine Respektskultur vor dem Heiligen stärken. Nun, da hiesige Muslime diese Forderung erheben, wollen die Unionsgranden nichts mehr davon wissen. Plötzlich sieht Bayerns Günther Beckstein im Streit um die Mohammed-Karikaturen die freiheitlichen Werte des Abendlandes bedroht. Vor zwei Jahren geboten diese Werte noch ganz anderes: nämlich weniger Freiheit.

Das bereits klassische Beispiel aber bietet der baden-württembergische Fragebogen-Plan für Einbürgerungswillige, der Sympathien für Homosexuelle zur staatsbürgerlichen Pflicht erklärt – wofür das Ländle sogleich Solidaritätsadressen aus ganz Süddeutschland erhielt. Dabei hatte Edmund Stoiber vor knapp zwei Jahren noch ankündigt, gegen die Homo-Ehe klagen zu wollen. Und war es nicht Stoiber, der einst schwor, bevor er die Homo-Ehe anerkenne, werde er zur Teufelsanbetung schreiten?

Quelle: Welt am Sonntag

Ekrem Senol – Köln, 28.03.2006

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